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Eine Chance der Hoffnung

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Hat Österreich schlau gehandelt, als es entschied, sich aus UNOSOM, dem Somalia-Abenteuer der Vereinten Nationen herauszuhalten? Fast scheint es so. 20 Monate nachdem die UNO-Blauhelme unter Führung der Amerikaner begonnen haben, in dem von Warlords zerstörten, vor Hunger stöhnenden Land „die Hoffnung wiedetherzu- stellen“, stehen die peace keeping forces vor einem politischen Scherbenhaufen. Deutschland, erstmals bei einer derartigen Aktion dabei, mußte seine vollmundige Erklärung, künftig seiner „gewachsenen Verantwortung“ weltweit gerecht werden zu wollen, etwas kleinlaut zurücknehmen.

Boutros-Ghalis „Agenda für den Frieden“, die in Krisengebieten eine vorsorgliche Truppenstationierung mit humanitärer Hilfeleistung, vorsorgliche Diplomatie zur Entschärfung von Krisen und Sanktionsdruck der internationalen Gemeinschaft vorsieht, hat sich in Somalia nicht bewährt. Zu sehr ließen sich die Amerikaner in die Rolle des Ordnung herbeischießenden Sheriffs drängen, mit zusätzlichem Eskalationseffekt.

Damit wird auch das Dilemma der UNO-Truppen in Ex-Jugoslawien deutlich, die selbst ihre humanitäre Aufgabe nur schwer erfüllen können, weil der Sanktionsdruck der Weltgemeinschaft (oder zumindest Europas) nicht sonderlich schwer auf den Aggressoren lastet. Sie werden sogar zu Geiseln der Aggressionspolitik - siehe Karadzics Drohung, bei von der UNO sanktionierten Luftangriffen der NATO auf Serben werde man unverzüglich gegen die Blauhelme vorgehen.

Soll man also UNO-Blauhelm- einsätze in Bausch und Bogen verdammen? Gegenfrage: was wäre ohne Blauhelme aus Somalia geworden, was aus Bosnien oder Kroatien? Gar nicht zu reden von weiteren 24 Einsätzen in Krisengebieten, wo sich Blauhelme als Friedenssicherer und Beobachter bewährt haben. Österreich bot damals ein trauriges Bild, was Entscheidungsfreudigkeit für den Somalia-Einsatz betraf, so wie jetzt Deutschland in der Endphase.

Nur Blauhelme zu entsenden, um sie dann im Stich zu lassen, ist zu wenig; keine Blauhelme zu entsenden, würde einer Kapitulation der Weltgemeinschaft vor den Aggressoren gleichkommen.

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