6976306-1985_47_18.jpg
Digital In Arbeit

Dürrenmatt-Krimi

Werbung
Werbung
Werbung

Die Entstehungsgeschichte des Romans „Justiz“ von Friedrich Dürrenmatt klingt wie ein Roman. Er hat das Buch 1957 begonnen, mußte es unterbrechen, weil ihm die Arbeit an dem Drama „Frank V.“ dringender schien. Später scheiterten die Versuche, die Arbeit wieder aufzunehmen, und inzwischen hat er vergessen, wie die Handlung weitergehen sollte. Im Frühjahr 1985 schlug ihm der Verlag vor, das Fragment herauszugeben, er beschloß, ein Kapitel hinzuzufügen, begann aber dann, das ganze Werk umzuschreiben: Nun beginnt die Story 1955 und endet 1984.

Das Genre ist nicht neu für ihn: Die Ehre von Honoratioren war für Dürrenmatt stets etwas Zweifelhaftes, halb kriminell, halb verrückt, egal, ob es um Wissenschaft, Kommerz oder den „Besuch der alten Dame“ in ihrem Geburtsort ging.

Diesmal geht es um einen Mord, den ein Kantonsrat öffentlich in einem Restaurant begeht. Er wird zuerst verurteilt, beim Revisionsprozeß freigesprochen, ein junger, verwahrloster Anwalt protokolliert seine Beobachtungen und beschließt, den Mörder zu ermorden, um der Gerechtigkeit willen. So die ersten zwei Teile; der dritte und des Rätsels Lösung wird vom Autor selbst geliefert.

Wie immer bei Dürrenmatt ist Spannungsliteratur vor allem gesellschaftskritische Literatur. Die Fiktion gibt ihm Gelegenheit, den Lesern die bittere Wahrheit zu sagen: und das meisterhaft.

JUSTIZ. Von Friedrich Dürrenmatt. Diogenes Verlag, Zürich 1985. 371 Seiten, Ln., öS 193,50.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung