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Ein Klassiker der Kritik

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Nun kann man sie wieder kaufen, die alten Theaterkritiken von Hans Weigel.

Halb Wien hat sich über diese Kritiken geärgert — die Hälfte jenes Zehntels natürlich, das sich fürs Theater interessiert. Einmal ärgerte sich die eine Hälfte, dann die andere. Einige Leute ärgerten sich immer. Nur ganz Farblose ärgerten sich nie.

Oft ärgerte sich über Hans Weigel nicht der Leser, sondern der Chefredakteur, was für einen Theaterkritiker viel gefährlicher ist. Die Kritiken in den beiden Bänden stammen aus 16 Jahren und sieben Zeitungen …

Ich erinnere mich an manche zornige Aufwallung beim Lesen einer Weigel-Kritik. Ich erinnere mich an das Spontane: Mein Gott, wie spricht er mir da aus der Seele - in anderen Fällen. Und an ein wenig Neid, wenn ihm wieder ein besonders schönes Wortspiel gelungen war.

Ja, Weigel war gegen Brecht. Ich sage: Leider. Ja, er konnte berserkerhaft zuschlagen, konnte kränken, konnte auch ungerecht sein. „Eine Uberdosis Saccharin namens… “ Das verzeiht eine Schauspielerin nicht leicht.

Aber der Theaterkritiker Weigel konnte auch, was so vielen schrecklich schwer fällt: Ja sagen. Hymnen schreiben. Fördern. Größe im Keim ahnen.

Alles, was Hans Weigel über Schnitzler-Aufführungen schrieb, sollte Pflichtlektüre für alle Dramaturgen werden, die

Programme zu Schnitzler-Aufführungen zusammenstellen.

Was in der Erinnerung verblaßte, wird beim Leser in diesen alten Kritiken wieder lebendig: die Stärke der Prinzipien. Die Bereitschaft, für etwas auf die Barrikaden zu gehen.

Im schwierigen Metier der Kritik ist Hans Weigel, der einst so Vielgeschmähte, zu Lebzeiten ein Klossikor,

1001 PREMIERE. Hymnen und Verrisse. Von Hans Weigel. Verlag Styria, Graz-Köln- Wien 1983. 2 Bände, 852 Seiten, Ln., öS 580,—.

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