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Ein Modell für Mittelamerika

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Costa Rica: ein Sonderfall in Mittelamerika. Dieser Zwei-Millionen-Staat hat

1948 das Heer abgeschafft (freilich nicht aus Pazifismus, sondern zur Lösung eines internen Konfliktes),

1949 das politische Asylrecht als Verfassungsanspruch verankert und 1983 die Neutralität proklamiert (aber mehr, um sich aus einem Krieg mit Nikaragua herauszuhalten, als aus rechtspolitischen Erwägungen).

Freilich: Auch die Guar-dia Civil schießt nicht mit Platzpatronen - aber sie verteidigt eine demokratische Regierung, nicht einen räuberischen Präsidenten, der das Land als Privatbesitz ansieht.

Die Neutralität hat man durchaus an Österreich orientiert, aber als eine nichtmilitärische konzipiert, also anders als die unsere und nach Auffassung mancher Kommentatoren völkerrechtlich nicht einwandfrei.

Dennoch ist dieses Land wert, daß man es studiert, besser kennenlernt: Costa Rica ist ein großer Hoffnungsfaktor in Mittelamerika, wo sein Modellcharakter für die friedliche Lösung

von Interessenkonflikten zunehmend Beachtung findet.

Einer, der diesem Land viele Jahre seines Lebens gewidmet und untilgbare Spuren im Bildungswesen hinterlassen hat, ist der Österreicher Georg Gaupp-Berghausen. In Costa Rica und Guatemala hat er zusammen mit P. Franz Tat-tenbach ein Netz von Kleinsendern errichtet, die Erwachsenenbildung unter der armen Bevölkerung betreiben.

Bis zu seinem Tod vor einem Jahr arbeitete er außerdem an einem umfassenden Werk über die Indios in Lateinamerika.

Gaupp-Berghausen wurde nicht müde, für ein stärkeres Engagement der österreichischen Entwicklungspolitik in Costa Rica zu plädieren.

Nun hat sich auch der junge Politikwissenschafter der Universität Innsbruck, Andreas Maislinger, FUR-CHE-Lesern auch als engagierter Anwalt einer gewaltfreien Landesverteidigung sowie der Friedensbewegung bekannt, für diesen Vorschlag erwärmt.

Dieser Tage hat Maislinger einen Sammelband in

der Schriftenreihe „Studien zur politischen Wirklichkeit“ herausgebracht, der (nach Band 1: Südtirol, Band 2: Parteienvergleich) Ausdruck einer „Parteinahme für Costa Rica“ ist -einer kritischen, aber begründeten und studierens-werten Parteinahme.

In der Reihe „Heidelberger Dritte Welt Studien“ ist aus der Feder von Wolf gang Dietrich als Band 19 eine Monographie zum Thema Nikaragua erschienen. Auch diese Arbeit über „Entstehung, Charakter und Hoffnung eines neuen Weges“ (gemeint ist die sandinistische Revolution) zeichnet sich durch wissenschaftliches Bemühen und Vermeidung propagandistischer Schwarzweißmalerei aus.

Aus beiden Bänden erahnt man auch, warum die USA in Mittelamerika große Chancen hätten, diese aber durch Mangel an Einfühlungsvermögen immer wieder verspielen.

COSTA RICA. Hrsg. Andreas Maislinger, Inn-Verlag, Innsbruck. 231 S., Pb., öS 335,-.

NICARAGUA. Von Wolfgang Dietrich. esprint-Verlag, Heidelberg. •409 S., Pb., öS 218,40.

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