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Costa Rica folgt Österreich

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Wie zuvor Österreich, versucht nun auch Costa Rica mit seiner Neutralitätserklärung vom 17. November eine neue Zukunft zu gewinnen. Deutliche Friedenspolitik nach innen und nach außen übt das mittelamerikanische Land schon seit 1949, als die junge politische Intelligenzia um „Pepe“ Figueres die Armee abschaffte.

Dieser im lateinamerikanischen Raum einzigartige Akt hinderte jedoch das sozialpolitisch progressive Musterland des großkaribischen Raumes nie am Unterstützen von reformistischen und revolutionären Gruppen in den Nachbarstaaten.

In den späten siebziger Jahren trug dieses Engagement Costa Ricas besondere Früchte, als die sandinistischen Freischärler vor Somozas Nationalgarde zum Wundenlecken in das südliche Nachbarland ausweichen durften. Ohne Costa Ricas enthusiastische Solidarität wäre der triumphale Einmarsch der Sandini- stas am 19. Juli 1979 in Managua wohl nicht möglich gewesen.

Aber gerade mit diesem Tag begann der Alptraum des kleinen Landes (40 Prozent weniger Fläche, 70 Prozent weniger Einwohner als Österreich). Anstatt Verbundenheit mit dem der Bewegung so freundlich gegenüberstehenden Nachbarn zu zeigen, traten die Sandinistas gegenüber San Jose bald schroff und arrogant auf.

So kam es zu einer verbitterten Distanzierung von Managua. 1982, als der ehemalige sandinistische „Comandante Zero“, Eden Pasto- ra, von Costa Rica aus seine Aktionen gegen Nikaragua startete, brach die Eiszeit zwischen den ehemaligen Freunden aus. Als dann noch Ende des heurigen Septembers Nikaraguas Verteidigungsminister Humberto Ortega die Bemerkung fallen ließ, die Sandinistas würden nicht davor zurückschrecken, die Konterrevolutionäre — wenn notwendig — bis nach San Jose (oder das honduranische Tegucigalpa) zu verfolgen, waren die botschafterlosen Beziehungen zwischen Costa Rica und Nikaragua auf dem absoluten Nullpunkt angelangt.

Um in Zukunft unbehelligt leben zu können, bereitete Staatspräsident Luis Alberto Monge seit der Krise mit Managua die Neutralitätserklärung vor. Um sie durchzusetzen, mußte er unlängst seinen Außenminister Fernando Volio entlassen, der als konservativer Völkerrechtler die Neutralitätsdiskussion nicht goutierte, weil er meinte, ein Staat ohne Armee könne keine Neutralität ausüben.

Monge setzte sich jedoch durch und wartete bewußt bis zur diesjährigen Tagung der Organisation Amerikanischer Staaten, die vom 14. bis 18. November in Washington stattfand.

Am 17. November war es dann soweit: der Präsident selber verkündete Costa Ricas „aktive autonome unbewaffnete und immerwährende“ Neutralität. Allerdings bedeutet das noch keinen neutralistischen Kurs. Die Freundschaft mit Washington bleibt Mittelpunkt. Auch aus dem Interamerikanischen Militärpakt, obwohl dieser dem Neutralitätsgedanken widerspricht, will Monge sein Land nicht herausholen.

Bei der Ausformulierung seiner Neutralitätsdoktrin suchte Costa Rica Unterstützung in Europa (Österreich, Schweiz, Finnland), hatte damit aber wenig Glück.

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