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Eine Liebende

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Solange Else Lasker-Schüler in Deutschland lebte, war sie der Bürgerschreck. Nun in ihrem großen und berechtigten Nachruhm (sie starb am 22. Jänner 1945 in Jerusalem) gilt ihr Werk zufolge der jegliche Begrifflichkeit übersteigenden Dynamik als Interpreten- und Germanistenschreck.

Judith Kuckerat schreckt vor der „Gratwanderung”, wie sie ihre Arbeit über Else Lasker-Schüler nennt, nicht zurück. Diese ist für den Leser durch sorgfältig ausgewählte Zitate und kenntnisreiche Interpretation so gut abgesichert, daß man gerne folgt. Wenn unsere Bergführeriri bei dieser Gratwanderung gelegentlich links von der Wirklichkeit ausgleitet, muß man ihr ja nicht unbedingt gleich nachstürzen.

Da ist es allerdings besser, ein Original der Dichterin zur Hand zu nehmen, das nun neu aufgelegt worden ist. Als Bohemien und als Extremistin der Innerlichkeit war Else Lasker-Schüler gegen den Wahn gefeit, daß die jeweils parlamentarisch, dynastisch oder universitär zugelassene Realität das Lebensganze ausmache. Ohne einen Zuschuß von Zeitlosig-keit, wie ihn die Phantasie zu liefern vermag, bleibt jede Gegenwart nur eine Ruine oder ein Fragment.

IM SPIEGEL DER BÄCHE FINDE ICH MEIN BILD NICHT MEHR. Von Judith Kuckart. S. Fischer-Verlag, Frankfurt am Main, 1985, 139 Seiten, Taschenbuch, öS 115,50.

DER MALIK. Eine Kaisergeschichte mit Bildern und Zeichnungen von Else Lasker-Schüler. Mit einem Nachwort von Erich Fried. Neuer Malik-Verlag Kiel, 186 Seiten, kart., öS 232,40.

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