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Einladung zum Tanz

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Deutliche Avancen an die Schweiz, in Sachen Satelliten-Fernsehen mit dem Nachbar-Kleinstaat Österreich zusammenzuspannen, machte ORF-General- intendant Gerd Bacher dieser Tage anläßlich eines großangelegten Pressegesprächs im Haus des größten Schweizer Medien-Verlages Ringier in Zürich.

Der Generaldirektor der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG), Leo Schürmann, nahm den Ball vorsichtig, aber mit positiver Grundtendenz auf. Er betonte, Möglichkeiten auf dem technisch-finanziellen Bereich einer solchen Kooperation seien „abzutasten“.

Bacher hielt das vom Schweizer Fernsehen teilweise übertragene Hauptreferat auf einer Veranstaltung, die unter dem Motto „Uber die Notwendigkeit der Kleinstaaten, sich im Fernsehzeitalter zu behaupten-“ stand und bei der sich wie wohl noch nie die Creme des schweizerischen Pressewesens versammelt hatte.

Der Satellit macht laut Bacher aus dem Kleinstaat einen selbständigen Anbieter, der nicht nur von Importen leben müsse. Die entscheidende Frage sei, „ob wir uns in der Monotonie einebnen lassen oder im Konzert unter den Stimmführern anzutreffen sein werden“. Für Österreich wie für die Schweiz könne die Frage nicht lauten, ob überhaupt Satellitenfernsehen betrieben werden sollte, sondern nur wann und wie.

Bacher machte sachte, aber unüberhörbare Andeutungen, daß er sich ein Zusammengehen von Österreich und

der Schweiz in dieser Frage sehr gut vorstellen könnte.

SRG-Generaldirektor Schürmann erklärte sich „im Wesentlichen solidarisch“ mit den Ausführungen Bachers und hielt fest, er habe „eine Einladung zum Tanz herausgehört“. Auch die Schweiz wolle sich in der neuen Medienlandschaft behaupten und der Herausforderung offensiv entgegentreten.

Die SRG sei allein sicher nicht in der Lage, einen Satelliten zu betreiben. Deshalb halte sie nach Partnern Ausschau, wobei eine technisch-finanzielle Zusammenarbeit mit dem ebenfalls neutralen Österreich eine Möglichkeit sei, die es „abzutasten“ gelte. Schürmann kann sich aber auch ein Zusammengehen mit privaten Institutionen vorstellen.

In der Diskussion präzisierte Bacher, man denke keineswegs an ein gemeinsames Programm, nur an das Betreiben eines gemeinsamen Satelliten. Dafür habe auch die österreichische Regierung ein reges Interesse bekundet. In der Schweiz hat die Regierung noch keinerlei Stellung in Sachen Satelliten- TV bezogen.

Das Gesuch eines privaten Konzessionsnehmers, der ein europäisches Großprojekt lancieren möchte, ist seit längerer Zeit anhängig. Man wird nun die weitere Entwicklung abwarten müssen. Der Versuchsballon Bachers, intern offenbar schon längere Zeit diskutiert, aber in der Schweizer Öffentlichkeit zum erstenmal lanciert, hat hier jedenfalls für einige Schlagzeilen gesorgt.

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