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Elf Cents

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Obwohl Kanada nur zwei Prozent des Bruttosozialproduktes für die Landesverteidigung ausgibt, erwägt die Regierung Trudeau eine drastische Reduktion der Streitkräfte, deren Stärke bereits von 83.000 auf 78.000 absank.

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Obwohl Kanada nur zwei Prozent des Bruttosozialproduktes für die Landesverteidigung ausgibt, erwägt die Regierung Trudeau eine drastische Reduktion der Streitkräfte, deren Stärke bereits von 83.000 auf 78.000 absank.

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Vert aid igungsminis ter James Richardson, ein Pilot des letzten Krieges, hat die allmähliche Reduktion auf 50.000 als mögliches Ziel erwähnt. Trotz ihrer relativ geringen Zahl sind die Kosten von Kanadas Bewaffneter Macht beträchtlich und betragen rund 100 Dollar pro Kopf der Bevölkerung. Präziser gesagt, entfallen auf die Streitkräfte elf Cents van jedem Dollar, den der Staat an Steuerfeldern kassiert.

Kanadas Streitkräfte spielten immer zu Friedenszeiten eine Aschenbrödelrolle — aus historischen und geographischen Gründen. Einst war die Royal Navy, Großbritanniens Flotte, das Schild des zweitgrößten Landes der Erde. Heute ist es die

Supermacht USA, der große Nachbar im Süden. Das erklärt auch, weshalb es in Kanada keine Wehrpflicht gibt.

Ersparnisse, die aus der Reduktion des Personalstandes resultieren, würden eine längst überfällige Modernisierung der Luftwaffe und der Tankeinheiten erlauben, ohne eine zu große Belastung des Budgets notwendig zu machen. Bereits 1969 hat Kanada den NATO-Beitrag reduziert. Heute sind die Canadian Forces Europe mit 5000 Mann begrenzt.

Nur 11 Prozent des Budgets der kanadischen Landesverteidigung sind für neues Equipment bestimmt. Zur Zeit besteht Kanadas militärisches „Hardware“ aus 700 Flug-

zeugen, 36 Schiffen, 180 Heliooptem und 300 Tanks. Unter den Schliffen befinden sich 20 Zerstörer, sechs Minensucher und drei U-Boote, doch keine Eisbrecher. Die 300 Centurion- Tanks sind veraltet. Die Luftwaffe hat vier Squadrons CF-101 (Voodoo) und 100 CF-104 (Starfighters) in drei Squadrons in Deutschland stationiert.

Verteidigungsminister James Richardson studiert auch eine Reduktion der UN-Einheiten Kanadas. In welchem Ausmaß sie von der geplanten Verminderung der militärischen Einheiten betroffen sein wer den, bleibt abzuwarten. Bei einer Bevölkerung von kaum 23,000.000 nimmt sich Kanadas Bewaffnete Miacht, selbst bei ihrem gegenwärtigen Stand von 78.000 Mann, bescheiden aus. Vergleichsweise hat Schweden, mit einer Bevölkerung von 8,100.000, eine Armee von 87.000’ Mann. Verständlich, daß das Amt des Land es Verteidigungsministers in Kanada nur selten von ambitionierten Politikern angesitrebt wird. So behauptete der „Toronto-Star“ sarkastisch: „Dieses Ressort lockt nur Hinterbänkler, die um jeden Preis Minister werden wollen.“

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