6692077-1962_42_02.jpg
Digital In Arbeit

Jeder Schilling macht s

Werbung
Werbung
Werbung

Als unlängst die Polizei in dem Tiroler Industrieort Wattens im Verlauf einer Fahndung 130 Jugendliche perlustrierte, stellte sich heraus, daß 30 von ihnen scharfgeladene Pistolen bei sich trugen. Ein nicht unbedenklicher Prozentsatz an Schußbereitschaft und sozialem Außenseitertum. Zeichen der Zeit, oft gelesen, wohl noch öfter rasch überblättert.

Diesen „harten“ Manifestationen einer kollektivistischen Wohlfahrtsgesellschaft kann man allerdings auch eine erfreulichere Bilanz entgegensetzen: Hermann Gmeiner, Gründer der SOS-Kinderdörfer, konnte anläßlich der Pädagogischen Tagung im SOS-Kinderdorf Hinterbrühl feststellen, daß 800.000 Menschen oder, anders ausgedrückt, 50 Prozent der österreichischen Familien die SOSKinderdorf-Vereine als Mitglieder unterstützen. Was bekommt man um einen Schilling? Eine schmale Rippe Schokolade, einen Kurzstreckenfahrschein der Straßenbahn (im Vorverkauf), eine billige Zigarre der Tabakregie usw. Wir stellen diese Erwägungen an, weil man bedenken soll, daß mit einem Schilling pro Monat einem von 800.000 die Mitgliedschaft bei den SOS-Kinderdörfern erkauft ist.

Sie liegen auf den Waagschalen: ein Schilling, in alltäglicher Gedankenlosigkeit ausgegeben, und ein Schilling, in Güte gespendet, kein Almosen, sondern ein Baustein für unser aller Zukunft. „Unsere Dörfer leben durch die Güte unserer Mitmenschen“, sagte Hermann Gmeiner.

Weitere Worte erübrigen sich.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung