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Jörg Haiders Kartenhaus

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Entweder Sie haben eine oder Sie brauchen eine: eine „Info-Karte” oder „Aktiv-Karte” der „Freiheitlichen” (F) nämlich. Jedenfalls dann, wenn Sie in Zukunft genau mitbekommen oder gar mitbestimmen wollen, was in dieser aus der FPO hervorgegangenen „Bürgerbewegung” passiert. Daß die Mehrheit das deutsche Wort „Karte” dem englischen „card” vorzog, war für F-Chef Jörg Haider die einzige Abstimmungsniederlage auf dem Parteitag in Linz.

Mit der Linzer Beform setzt Haider nun alles auf eine Karte. 1998 will der Alpen-Berlusconi Bundeskanzler werden. Bei nüchterner Betrachtung ist das ein Wunschtraum, der wie ein Kartenhaus zusammenfallen müßte, aber je mehr davon die Rede ist, je mehr die anderen Parteien und die Medien wie ein Kaninchen ' vor der Schlange auf den Kartenspieler Jörg Haider starren, umso denkbarer wird das Undenkbare.

Daß seine Wanderkarte zumindest zeitweise vorsah, auf dem Weg ins Rundeskanzleramt noch von 1996 bis 1998 als Bürgermeister im Wiener Rathaus Station zu machen, zeigt, wie unseriös Haider seine Karten ausspielt und dabei blufft, als hätte er alle Trümpfe in der Hand. In Wahrheit hat er auch auf dieses Amt keine Chance, wenn ihn nicht jemand durch eine „wild card” ins Spiel kommen läßt.

Indem Haider die Regierenden ständig unter Druck setzt, zu Privilegienrittertum, Verschwendung und Korruption in Osterreich die Karten auf den Tisch zu legen, macht er seine anzuerkennenden Stiche. Ihm die Chance zu geben, den von ihm schon als „Vorgänger” titulierten Franz Vranitzky als Kanzler zu beerben, dürfte freilich zum Vabanque-Spiel werden und Österreich auf der politischen Weltkarte sehr schaden. Potentielle Partner für Haider, die ihm die Eintrittskarte ins Kanzleramt verschaffen könnten, müßten sehen, daß diese Gefahr besteht und ihnen dabei letztlich nur der Schwarze Peter bleiben kann.

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