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Für die meisten Alpenländer scheint es derzeit kein wichtigeres Problem zu geben: der Ausverkauf des größten Schatzes, den sie noch haben, nämlich des klaren Trinkwassers. Es wird der Teufel an die Wand gemalt - der Wasserklau geht um. Irgendwer in Brüssel wird beschließen, daß Tirol, Salzburg oder Vorarlberg jenes Wasser, das derzeit als Drau, Lech, Inn oder Salzach mehr oder weniger verdreckt das Land verläßt, in Röhren gefaßt wird, um den Wasserbedarf trockener Länder ringsum zu stillen.

Daß dies alles weitgehend leeres Gerede ist, beweist ein Blick auf die Niederschlagsverteilung in Mitteleuropa. Sowohl in den Südalpen wie in Bayern regnet es etwa doppelt so viel wie in den inneralpinen Trockenlagen: Über 1500 Millimeter in Friaul und im Allgäu, rund 600 in Prutz oder Burgeis. Trinkwasser in entfernte Zonen zu liefern, ist viel zu teuer.

Warum erzeugt dieser nur an-diskutierte, aber, keineswegs geplante Export eines Qualitätsproduktes solche Aversionen und Zukunftsängste bei den Alpenbewohnern? Ist es das weit verbreitete Mißtrauen gegen alles, was aus Wien oder aus der neuen Zentrale kommt? Ist es der Neid des glücklichen Besitzers, der an seinem Reichtum niemand teilnehmen läßt? „Nein, ich teile nie", wird für einen Eislutscher geworben! Ist es nur unreflektierte Dummheit?

Die Tiroler Landesgesellschaft ist da schon viel weiter. Die hat bereits vor Jahrzehnten alle Rohre - etwa im Kraftwerk Silz - so ausgelegt, daß das darin transportierte Wasser seine Trinkwasserqualität behält, trotz des Kraftwerksbetriebes. Es könnte also jederzeit, nach dem Antrieb der Turbinen, teuer exportiert werden, statt in den schmutzigen Inn zu rinnen. Die Stadt Innsbruck zeigt schon ziemlich lange den Weg in die Zukunft auf: Bevor das Quellwasser aus der Nordkette in die Innsbrucker Haushalte fließt, betreibt es ein E-Werk. Und es hat noch niemand gefunden, daß dieser Umweg seiner Qualität irgend einen Abbrach täte. Weniger als ein Prozent des Tiroler Quellwassers wird zur Zeit genutzt. Einen Teil davon - natürlich nur freiwillig und ohne ganze Täler trockenzulegen - an „Nachbarn in Not" zu verkaufen, wäre sinnvoll und gut. Der Autor ist

Mitarbeiter der Bauernkammer Tirol

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