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Fidel Castro folgt dem Beispiel Ungarns

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Davon träumte Che Guevara: Der neue Mensch, für den die kubanische Revolution gefochten worden ist, sollte sich außerhalb jeder „Peso-Mentalität" entwik-keln. Moralischer Anreiz, moralische Pflicht alleine sollten das schaffen. So dachte und plante Guevara auch

als Direktor der kubanischen Nationalbank.

1970/71 kam die wirtschaftliche Katastrophe und damit das Umschwenken auf den Moskau-Sozialismus, der sehr wohl materielle Lei-stungsinzentive kennt. Jetzt öffnet Kuba dem Auslandkapital die Türe.

Ungarn ist diesmal das Vorbild für die überraschende und noch experimentelle Gesetzgebung. Das Dekret Nr. 50, so hofft man in Havanna, wird Gelder und Know-how aus Westeuropa und Japan ins Land bringen.

Das Dekret erlaubt — kapitalistischen — Kapitalanbietern Beteiligungen bis zu 49 Prozent. Die steuerfreien Ge-

winne dürfen ins Ausland gehen. Die Rohstoffbeschaffung und die Personalauswahl bleiben den ausländischen Unternehmern überlassen.

Auf der Zuckerinsel sollen die Auslandsbeteiligungen die Verkehrswege verbessern, den Tourismus ankur-

bein, den Nickeläbbau rationalisieren, das Off-shore-Erdöl explorieren, die Agro-oder auch die Leichtindustrie ausbauen. Vielversprechend sind gemeinsame Projekte mit britischen Investoren in Schwarzafrika und in den radikalen arabischen Staaten, in denen Kuba eine politisch bevorzugte Stellung hat.

Die Kubaner, die längst mit materiellen Anreizen und flexibler Planung Arbeitsdisziplin, wirksamere Produktion und Kosteneffizienz erreichen wollen, agieren auch mit dem neuen Kapitaldekret im krassen Widerspruch zum „Guevarismus".

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