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FILM

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Erst zwanzig Jahre nach seiner Entstehung kommt Charles Chaplins vorletzter Film „Ein König in New York” zu uns. Es ist dies wohl eine der Spätfolgen des umstrittensten Films des großen Künstlers, der hier seine Rechnung mit dem Amerika der McCarthy-Ära zu begleichen versuchte. Mit jenem Land, in dem er fast alle seine Filme schuf und das ihm ab 1952 konstant die Einreise verweigerte, weil man auch ihm kommunistische Gesinnung vorwarf.

Chaplin kleidet seine Satire auf das Amerika der fünfziger Jahre in das Gewand einer Parabel über einen Monarchen, “der aus seinem Land vertrieben wird und in New York Exil sucht, wo ihn der gleichfalls geflüchtete Premierminister bald um seinen Staatsschatz betrügt, so daß der anfangs solch schnödem Gelderwerb abholde König sich doch bald auf fette Einkünfte aus Fernsehen und Werbung angewiesen sieht. Das gibt Chaplin Gelegenheit, verschiedene Bereiche des amerikanischen Lebens mild bis scharf aufs Korn zu nehmen. Die besondere dramatische Zuspitzung findet Chaplin aber in der Begegnung des Königs mit einem Buben, der in altkluger Weise marxistisch-klassenkämpfe- rische Tiraden von sich gibt, dessen Eltern von einem Tribunal McCarthys als Kommunisten verurteilt werden und der schließlich unter Druck zum Denunzianten wird. Hier wird die Anklage gegen jeden Gesinnungsterror brennend und erhält dem Film seine thematische Bedeutung bis heute.

Chaplin hat in diesen Film, den er als fast Siebzigjähriger schuf, einige köstliche Szenen aus seiner großen Stummfilmvergangenheit herübergerettet Anderseits erweist sich der Sprechschauspieler Charles Chaplin nicht auf der Höhe des genialen Mimikers Charlie von einst. Im Drehbüch geriet ihm manches zu geschwätzig, in der Inszenierung zu vordergründig oder weitschweifig.

Trotz dieser Einwände ist es aber immernoch ein äußerst interessanter, nicht nur im Hinblick auf die Auseinandersetzung mit dem Phänomen Chaplin sehenswerter Film.

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