Es versteht sich von selbst, daß, indem man das Prinzip des freiwilligen Verzichts auf Gruppen, Berufe, Parteien oder ganze Länder anwendet, die folgenden schwierigen Fragen die schon gefundenen Antworten übertreffen. Auf dieser Ebene werden alle Entscheidungen zum Opfer und zur Selbstverleugnung für Mengen von Menschen Auswirkungen haben, die vielleicht darauf nicht vorbereitet oder gegen solche Opfer eingenommen sind. (Und selbst die persönliche Selbstbeschränkung des Konsumenten wird irgendwie eine Auswirkung auf die Produzenten haben.)
Und doch, wenn wir nicht lernen, mit Festigkeit unsere Begierden und Forderungen zu begrenzen, unsere Interessen moralischen Kriterien unterzuordnen, werden wir, die Menschheit, einfach auseinandergerissen werden, wobei die schlimmsten Aspekte der menschlichen Natur ihre Zähne blecken werden.
Es wurde häufig von verschiedenen Denkern bemerkt (und ich zitiere hier die Worte des russischen Philosophen des 20. Jahrhunderts Nikolai Lossky): Wenn eine Persönlichkeit nicht auf höhere Werte gerichtet ist als auf das Selbst, setzen un-
weigerlich Korruption und Verfall ein. Oder, wenn Sie mir erlauben, eine persönliche Beobachtung mitzuteilen: Wir können wahre geistige Befriedigung nur dann erfahren, wenn wir nicht Besitz ergreifen sondern uns weigern, Besitz zu ergreifen. Mit anderen Worten: durch Selbstbeschränkung.
Heute erscheint uns Selbstbeschränkung als etwas völlig Unakzeptables, uns in Fesseln Haltendes, sogar Abstoßendes, da es uns über Jahrhunderte hinweg ungewohnt worden ist, was für unsere Vorfahren eine natürliche Angewohnheit war, aus der Notwendigkeit geboren. Sie lebten unter viel größeren äußeren Einschränkungen und besaßen viel weniger persönliche und berufliche Möglichkeiten.
Die grundlegende Bedeutung der Selbst-Beherrschung ist erst in diesem Jahrhundert in ihrer ganzen Dringlichkeit vor der Menschheit erschienen. Doch selbst wenn wir die verschiedenen wechselseitigen Verbindungen in Betracht ziehen, die durch unser gegenwärtiges Leben laufen, so ist es dennoch nur durch freiwillige Selbstbeschränkung, daß wir allmählich, wenn auch mit großer Schwierigkeit, sowohl unser ökonomisches als auch unser politisches Leben heilen können.
