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Friede durch ökonomische Zwänge

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Einmal im Jahr blickt die Welt gespannt nach Stockholm. Dann nämlich, wenn das renommierte Internationale Friedensforschungs-Insti-tut (SIPRI) ihren Jahresbericht über die internationalen Rüstungsausgaben präsentiert.

Heuer schien ein Aufatmen angebracht. 800 Milliarden Dollar gab 1990 die sogenannte „entwickelte Welt” für militärisches Gerät aus. „Nur” 150 Milliarden die Dritte Welt. Die Ausgaben der Regiemngen sind aber im Vergleich zu den früheren Jahren insgesamt leicht zurückgegangen. Auch die Lieferanten schienen schlechtere Geschäfte zu machen als die Jahre zuvor. Auch der Waffenhandel ging, weltweit gesehen, um mnd ein Drittel zurück (siehe auch Seite 1).

Anlaß zu Euphorie ist trotzdem nicht angebracht, denn die Weltlage hat sich nicht verbessert. Neue Krisen haben alte abgelöst. Vorwiegend US-Konzerne bieten modernste Waffensysteme an. So bleibt nach SIPRI-Analyse auch nach dem Golfkrieg der Nahe

Osten ein hochgerüstetes Pulverfaß, Europa wird durch nationale Spannungen im Osten wieder zu einem Krisenherd.

Deprimierend am diesjährigen SIPRI-Bericht ist aber eines: Nicht etwa Vernunft oder moralische Appelle haben den Rückgang der Rüstungsausgaben und des Waffenhandels bewirkt, sondern nur ökonomische Zwänge. Es wurden hauptsächlich deshalb weniger Waffen verkauft, weil manchen Empfängern die Schecks ausgegangen sind. Und weil die großen Produzenten (wie die UdSSR) schauen müssen, wie sie die Fleischtöpfe ihrer Völker und nicht die Auftragsbücher ihrer Waffenschmieden füllen können.

Die Weltlage hat sich also - so auch die Einschätzung des neuen SIPRI-Direktors Adam Daniel Rotfeld - insgesamt nicht verbessert. Entmutigend.

Oder doch nicht ganz? Friedensideen und Appelle an die menschliche Vernunft sind zwar gut. Aber der Zwang schlechter ökonomischer Verhältnisse, der exzessive Waffenproduktion behindert, ist besser. Wir können uns darauf wohl eher verlassen.

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