An Ernest Hemingway scheiden sich trotz aller Wertschätzung seiner Fabulierkunst bis heute die Geister. Manchen ist seine bis zum Wahn stilisierte Männlichkeit ein Greuel, andere meinen, in seinen Arbeiten wäre das Thema der zum Scheitern verurteüten Liebe derartig treffend dargestellt worden, daß sich jede weitere Diskussion über seine Person erübrige.
In dem umfangreichen Band mit Briefen erfährt der Leser endlich, wie sich der Sprachvirtuose selbst sah. Aufschlußreicheres an Selbstdarstellung wird man nicht mehr finden.
Mitverfolgen läßt sich seine Entwicklung, wobei seine Neigungen sehr früh deutlich werden. Liebe zur Natur, Interesse an körperlicher Gewalt, Freude am Wettkampf, Stolz auf persönliche Furchtlosigkeit und eine unstül-bare Liebe zur Übertreibung, wie sie vielen Fischern und Jägern innewohnt.
Seine Kriegserlebnisse sind ebenso nachzulesen wie die Liebesabenteuer und seine Beurteilungen über andere Autoren, beispielsweise James Joyce. Für den Hemingway-Fan ist dieses Buch auf jeden Fall unentbehrlich, kann doch jeder „seinen” Hemingway finden.
GLUCKLICH WIE DIE KONIGE. Ausgewählte Briefe 1917 -1961 von Ernest Hemingway. Hrsg. von Carlos Baker. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1984. 639 Seiten, geb., öS 452,50.
