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Gegen die Lebenslügen

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Henz schrieb diesen Roman 1932 - das Erstlingswerk eines 35jähri-gen. Die Wirkung auf den Leser von heute wird je nach Alter verschieden sein. Aber wer von der jungen Generation sich nicht vom anti-erzählerischen Ressentiment hat einimpfen lassen, muß Achtung bezeugen vor der Gabe dieses Erzählers, ein weltanschauliches Thema aufzugreifen und es Gestalt gewinnen zu lassen: in der Form eines spannend erzählten Romans, dessen Diskussionen, der damaligen Zeit entstammend, auch heute keineswegs ermüden. Sie regen vielmehr an zur Wiederbeschäftigung mit den Verhältnissen und Problemen der damaligen Zeit.

Thema sind die nie auszurottenden Lebenslügen. Damals, nach dem Ersten Weltkrieg, kehrten junge Menschen aus dem Feld zurück, suchten eine Existenz, standen oftmals vor dem Nichts, konfrontiert mit einer Schicht von Neureichen, manche wurden aus der Bahn ihres Herkommens geworfen, verkauften ihr Ich, um wieder Fuß zu fassen -aber auch ehrliche, standfeste Menschen gab es wie den jungen Maler Hemmelmann, der in eine große Schar gegensätzlichster Menschen und einen Wirrwarr unausgegore-ner Gedanken hineingerät.

Gewiß, es schwingt in der Fülle der Gedanken und Bekenntnisse manch Uberschwang eines Dichters, der noch von den Ausläufern des Expressionismus und der Jugendbewegung erfaßt wurde. Aber dahinter steht stets spürbar jene Ehrlichkeit, die heute den alten Dichter als Romanautor und Lyriker gegen den brutalen Zeitgeist anrennen läßt.

DIE GAUKLER. Roman. Von Rudolf Henz. Styria-Verlag, Graz 1980. 450 Seiten, öS 298,-

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