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Gelobt sei alle Kreatur

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Zum 80. Geburtstag Guido Zer-nattos ist in der Stifterbibliothek des Salzburger Anton Pustet Verlages eine von Eugen Thurnher besorgte und einfühlsam eingeleitete Gedächtnisausgabe sämtlicher Gedichte des 1943 im New Yorker Exil gestorbenen Dichters erschienen.

Der außerhalb Kärntens damals kaum bekannte Dichter wurde 1930 mit einem Schlag berühmt, als er unter mehr als 500 Teilnehmern ein Lyrik-Preisausschreiben der Dresdner Zeitschrift „Die Kolonne" gewann. Nicht nur wir jungen Kärntner Studenten in Wien sahen in ihm den damals bedeutendsten Lyriker der deutschen Sprache.

1935 wurde er überdies zum Präsidenten des Verbandes katholischer deutscher Schriftsteller gewählt. Dabei vertrat er weder in seinem Werk noch in seiner Erscheinung den Typ des bekennenden, tief religiösen Schrift-stellers, wohl aber den eines sympathischen, toleranten und eher liberalen Landsmannes, österreichischen Patrioten, Kärntner Abwehrkämpfers, Verlagsleiters, zuletzt Generalsekretärs der Vaterländischen Front und Ministers in der Regierung Schuschnigg.

Zernattos Gedichte sind voll von Lob, Ehrfurcht und Mitleid mit aller Kreatur. Sein Blick geht lieber auf die Schattenseiten des bäuerlichen und — kontrapunktisch — des großstädtischen Lebens, viel seltener fühlt er sich glücklich „als Herr auf eigenem Grund".

Aber die harte Prosa des Lebenstags von Knecht und Magd, Keuschler und Auszügler, Fremdling in der „sinnlosen Stadt" und Flüchtling im „Wind der fremden Kontinente" ist immer überstrahlt von gläubiger Poesie und kosmischem Naturgefühl, auch wenn noch so sehr Armut, Unglück, Verstoßenheit, Verbannung und todbringendes Heimweh die Grundmelodie seiner Gedichte geblieben sind.

MILDE AMPEL, KUHLER STERN. Sämtliche Gedichte. Von Guido Zernatto. Stifterbibliothek im Verlag Anton Pustet, Salzburg 1983. 151 Seiten. öS 98,-.

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