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Zernattos Wiederkehr

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In diesen Gedichten werden gleichsam die Geburtswehen, unter denen die Erste Republik geboren worden ist, nacherlebbar, auch deren Kinder- und Trotzjahre werden verständlicher und verzeihlicher, stammt doch diese Lyrik von einem Patrioten, der in seinem sechzehnten Lebensjahr geglaubt hat, an den Kärntner Abwehrkämpfen teilnehmen zu müssen.

Als ganz junger Mensch schrieb Guido Zernatto ergreifende, ja erschütternde „Rollengedichte“. Ob schwangere Magd, ob Roßknecht oder erfolgreicher patriarchalischer Bauer, hier verschmilzt nicht zuletzt infolge der meisterlich beherrschten Verskunst Uraltes und Aktuelles, Mythos und Gegenwart. Der doppelte Boden unserer Existenz, Realität xmd Irrealität, wird uns bewußt gemacht. Doch je höher der Dichter in der Hierarchie des Staates emporstieg, desto mehr mußte er sich zwangsläufig von dem Nährboden seiner Phantasie und bäuerlichen Erlebniswelt entfernen, welche seinen großen und verdienten Erfolg begründet haben.

Unter allen seinen ,3ollenge-dichten“ sind die seiner eigenen „Rolle“ als jüngster Staatssekretär einer 1936 gebildeten Regierung die schwächsten. Erst die Emigration, der Wind der fremden Kontinente und nach schwerer Krankheit das Gefühl der Todesnähe haben dem noch nicht Vierzigjährigen die Ausdruckskraft seiner Jugend wiedergegeben.

Es ist ein großes Verdienst des Lyrikers Hans Brunmayer, mit dieser Ausgabe gesanunelter Gedichte Guido Zernattos das Bild der Epoche ergänzend und bereichernd zugänglich gemacht zu haben.

DIESER WIND DER FREMDEN KONTINENTE. Gedichte. Von Guido Zernatto. Uni-versitätsverlag Anton Pustet, Salzburg 1988. 144 Seiten.

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