Die Grüne Alternative ist tatsächlich anders. Setzen SPÖ, ÖVP, FPÖ und Liberale auf „durchgeschriebene” Programme, die zumindest ein Jahrzehnt gültig bleiben sollen, so ist bei den Grünen laut Klubobfrau Madeleine Petrovic „der Weg das Ziel”.
„Die Zeit, in der man das Manifest der Arbeiterschaft niederschreiben konnte, ist vorbei”, urteilt Petrovic mitleidlos. Die Grünen setzen vielmehr auf mittelfristige, thematisch konkrete „Teilprogramme”.
Die bisher größte Programmdebatte der Grünen 1990 habe „nicht wirklich geklappt”, gesteht Petrovic im FURCHE-Gespräch ein. Als „Restbestand” davon vorhanden ist noch das Demokratie-, das Umwelt- und das Sozialprogramm. Vieles habe sich auch überholt, zum Beispiel die Forderang nach einer Wertschöpfungsabgabe, die durch ein umfassendes Modell einer ökologischen Steuerreform ersetzt wurde.
Dennoch, meint Petrovic, habe die permanente Programmdebatte in ihrer Partei große Bedeutung: „Viele haben noch immer Ängste vor grüner Politik. In unseren Programmen wollen wir konkrete Antworten geben anstelle von nebulosen Grundsatzprogrammen, die ohnehin so allgemein formuliert sind, daß sie beinahe jeder unterschreiben kann.” Für das Wählerpotential der Grünen hätten, so Petrovic, programmatische Aussagen eine spezielle Bedeutung: „Unsere Wähler geben sich nicht mit Personen alleine zufrieden, gefordert ist eine Übereinstimmung von Kandidaten und Programm.” Angesprochen werden sollen „alle, die sehen, daß es so nicht weitergeht - frei nach Erich Fried: ,Wer will, daß die Welt so bleibt, wie sie ist, der will nicht, daß sie bleibt'.”
Derzeit in Ausarbeitung seien ein Landwirtschaftsprogramm, ein „Umweltkompendium” und ein Konzept zum Thema „Wohnen”, berichtet Petrovic. Bereits abgeschlossen sind Konzepte zu den Themenbereichen Migration und Integration, co2, Europa und Schule.
„Absurd”, findet Petrovic, seien programmatische Etikettierungen anhand von Reizthemen wie etwa Drogenfreigabe, Abtreibung oder Homosexualität: „Das sind bloß politische Plaketten.”
