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Vorstoß für „Elternversicherung“

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Grünen-Spitzenkandidatin Madeleine Petrovic sorgt sich im FURCHE-Gespräch um die Situation der Familien in Österreich.

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Grünen-Spitzenkandidatin Madeleine Petrovic sorgt sich im FURCHE-Gespräch um die Situation der Familien in Österreich.

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Ausgehend von der jüngsten Abtreibungs-Debatte - im Zusammenhang mit der Kairoer Weltbevölkerungskonferenz - kritisiert Madeleine Petrovic im FüRCHE- Gespräch die ihrer Meinung nach verfehlten Lösungsansätze der Politik: nach den Erfahrtmgen einschlägiger Beratungsstellen würden die meisten Frauen deswegen abtreiben, weil sie - berechtigt oder unberechtigt - den Eindruck haben, daß es ihre persönliche soziale und finanzielle Situation nicht erlaubt, ein Kind großziehen zu können. Die meisten Abtreibungen würden, so Petrovic, entweder bei sehr jungen Mädchen durchgeführt, die sich ihrer Lebenssituation nicht gewachsen fühlen, oder bei Frauen, die bereits mehrere Kinder haben und bei denen ein weiterer Familienzuwachs das ohnehin bereits niedrige Familieneinkommen unter das Exitsenzmini- mum drücken würde.

Petrovic, die den Frauen freilich nicht „das Recht zur freien Entscheidung“ nehmen will, sieht in einem „emanzipatorischen Ansatz“ den richtigen Weg zur Verbesserung der Situation werdender Mütter und damit auch der Familien: „Wir müssen die Situation aber vor allem die Entscheidung der Frau tatsächlich ernst nehmen!“ - Was die Grünen- Klubobfrau, selbst Mutter zweier Kinder, damit meint: die Geburt eines Kindes dürfe nicht dazu führen, daß die Berufschancen der Mutter reduziert werden, das Familieneinkommen sinkt oder die Wohnungs- situation untragbar wird.

Petrovic schlägt daher - neben dem Ausbau Von Kinderbetreuungseinrichtungen - einerseits eine Er höhung des Karenzurlaubsgeldes sowie die Einführung einer „Elternversicherung“ vor: diese sollte für den Fall, daß die Eltern oder ein Elternteil bis zum schulpflichtigen Alter des Kindes einer Teilzeitbeschäftigung nachgeht, das dadurch geschmälerte Familieneinkommen wieder „auffüllen“.- und zwar nach Einkommen gestaffelt, mindestens aber auf 12.000 Schilling monatlich. Dies würde auch dazu führen, daß mehr Männer als bisher die Möglichkeit des „Väter-Karenzurlaubes“ in Anspruch nehmen.

Weiters fordert Petrovic ein radikales Umdenken, was die Akzeptanz der Kinder als eigenständige und gesellschaftlich gleichberechtigte Persönlichkeiten anbelangt: „Wir sollten uns von dem Grundgedanken lösen, daß einzig und alleine die Eltern dafür zuständig sind, die materiellen Bedürfnisse ihrer Kinder zu befrie- diegen: „Kinder sind das menschliche Zukunftspotential der Gesellschaft.“ Die Grünen-Klubobfrau befürwortet daher Pläne für ein steuerfreies Existenzminimum für jedes unterhaltsberechtigte Familienmitglied; sie kann sich sogar — darüber hinausgehend - eine sogenannte „Negativ-Besteuerung“ (also zusätzliche finanzielle Förderungen) für jene Familien vorstellen, die aufgrund eines niedrigen Familieneinkommens von einer derartigen Reform kaum profitieren würden.

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