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Ich wähle Gredler

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Die Kandidatur von Botschafter Willfried Gredler bietet überhaupt erst die Möglichkeit der Auswahl zwischen zwei ernstzunehmenden Kandidaten. Der Bundespräsident soll nach unserer Verfassung vom Volk gewählt und nicht vom Bundeskanzler designiert werden, Wahl von Einheitslisten mit 90 Prozent der Stimmen wird in eefiten Demokratien mit Skepsis und Ablehnung betrachtet, weil bei der Vielzahl individueller Meinungen und Präferenzen eine derartige Übereinstimmung einfach unglaubwürdig ist.

Es ist also eine Frage unserer Selbst-achtupg als Demokraten westlicher Prägung, unseres Prestiges als Mitglied der demokratischen Staatengemeinschaft, daß das Staatsoberhaupt mit einem Stimm verhältnis gewählt wird, das sich von Plebisziten totalitärer Pseudo-abstimmungen abhebt.

Willfried Gredler bietet uns mit seiner Kandidatur nicht nur die - meines Erachtens bessere - Alternative, er hat auch der Demokratie einen Dienst erwiesen.

Nach zehn Jahren zementierter Mehrheitsverhältnisse ist in unserer Heimat eine gefährliche Resignation verbreitet, das Gefühl, nichts ändern zu können, keinen Einfluß auf die öffentlichen Dinge zu haben. Die Älteren passen sich an, die Jungen steigen aus. Wahlmüdigkeit und Demokratieverdrossenheit führten dazu, daß man den Sinn dieser Bundespräsidentenwahl überhaupt anzweifelte oder meinte, sich an der Wahl nicht beteiligen zu sollen. Dies wäre der erste Schritt zum Abbau demokratischer Einrichtungen. Jede Stimme für Gredler ist daher ein Bekenntnis zu lebendiger Demokratie.

Botschafter Gredler in der Hofburg wäre sicher ein stärkeres Gegengewicht zur derzeitigen sozialistischen Mehrheit im Parlament und der von ihr ge-

.„Die Mächtigen sollen nicht mächtiger, die Übermütigen nicht übermütiger werden.” stellten Regierung, als der amtierende Bundespräsident, der ja Kandidat der SPÖ ist.

Es ist der Sinn unserer Verfassung, Machtkonzentrationen gegenzusteuern. Wir sollten diese Chance nützen und trachten, daß die Mächtigen nicht mächtiger, die Übermütigen nicht übermütiger werden.

Ich bin auch der Auffassung, daß der Bundespräsident als oberster Hüter der Verfassung und der Rechtsstaatlichkeit viel mehr als der derzeit amtierende in staatspolitisch gewichtigen Fragen mahnend oder anregend das Wort ergreifen sollte. Gredler hat klargestellt, daß er dies unabhängig von Parteiinteressen und ohne sich in rein parteipolitische Auseinandersetzungen einmengen zu wollen, im Falle seiner Wahl tun würde.

Im einzelnen hat er dies für Fragen der inneren Sicherheit, des Strafvollzuges, der Landesverteidigung, der „Parteibuchwirtschaft”, des Umweltschutzes, des Föderalismus und der Fämi-lienpolitik angekündigt. Schließlich ist Gredler während seines ganzen bisherigen Lebens für ein Vereintes Europa eingetreten, ein Bekenntnis, das auch mir sehr am Herzen liegt.

Zum anderen werde ich deswegen Botschafter Gredler wählen, weil er ein Mann mit großer innenpolitischer Erfahrung und gleichzeitig international bekannt und anerkannt ist. Er war zehn Jahre lang einer der profiliertesten Abgeordneten des österreichischen Nationalrates. Er hat unser Land durch 16

Jahre hindurch als Botschafter beim Europarat in Straßburg, in Bonn und in Peking erfolgreich vertreten.

Die liberale Humanität, die parlamentarische und diplomatische Erfahrung, das unermüdliche Wirken für den Europagedanken und die freiheitliche Rechtsstaatlichkeit empfehlen Botschafter Gredler, diesen „tapferen Kandidaten”, wie ihn ein bekannter Publizist treffend charakterisierte, als Alternative, als Mann der Mitte.

Schließlich hat mich für Willfried Gredler auch ein sehr persönliches Erlebnis eingenommen und mich letztlich mit dazu veranlaßt, in das „Uberparteiliche Österreichkomitee” einzutreten: als mein Sohn während eines Ferienaufenthaltes in Bonn unbedingt den Deutschen Bundestag besuchen wollte, hat sich unser damaliger Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland, eben Willfried Gredler, persönlich darum bemüht, daß dies meinem Sohn und seinen Freunden trotz sommerlicher Sperre ermöglicht wurde. Das hat mir gezeigt, daß Gredler bereit ist, sich auch der Sorgen des vielzitierten „kleinen Mannes” anzunehmen.

Die Verfasserin ist Wiener Ärztin.

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