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Jetzt ist Kirchschläger souverän
udoif Kirchschläger hat den erwarteten Erfolg kassiert. Willfried Gredler sich gut geschlagen, die ÖVP für die Nichtnominierung eines Gegenkandidaten im nachhinein Bestätigung erfahren - eigentlich geben nur die über drei Prozent Stimmen des rechtsradikalen Wichtigmachers Norbert Burger Anlaß zur Besorgnis.
Die überwältigende Zustimmung zur Amtsführung Kirchschlägers beweist gleichzeitig, wie schwer sich die ÖVP getan hätte, mit einem eigenen Kandi-
Schläger zu verhindern. Eine spektakuläre Niederlage wäre für sie viel schwerer zu verkraften gewesen als die Folgen der jetzigen Situation.
80 Prozent für Kirchschläger lassen sich weniger leicht als 55 Prozent für die SPÖ reklamieren. Es wird ja auch niemand auf die Idee kommen, jetzt die 17 Prozent für Gredler der FPÖ gutzuschreiben.
Völlig gefahrlos für die Volkspartei ist die Situation freilich nicht, wenn man den psychologischen Nachklangeffekt jedes Wahlganges auf den jeweils nächsten bedenkt. Ein paar ÖVP-Ab-wanderer zu Gredler könnten in der Tat bei der FPÖ hängen bleiben. Und ÖVP wie FPÖ sollten ein scharfes Auge auf ihre rechten Ränder heften.
Daß die sieben Prozent Ungültigwähler vorwiegend aus der Volksparteigegend kommen, dürfte unbestritten sein: Proteststimmen gegen Kirchschlägers Anlehnung an die Regierungspartei.
Nun aber ist der kein weiteres Mal kandidierbare Präsident souverän und frei von Formalabhängigkeiten. Man darf erwarten, daß künftig auch Kritiker dies gelegentlich wahrnehmen werden. Dazu braucht Kirchschläger seine Amtsführung keineswegs zu ändern -nur manchmal ein bißchen zu verdeutlichen.
Es wird Gelegenheiten dazu geben. Der Staatsvertragsgipfel in Wien in einer Zeit knisternder Spannungen in mehreren Brennpunkten der Welt hat uns die Ausgesetztheit des eigenen Schicksals neu bewußt gemacht. Wir reiten alle wieder einmal über den zugefrorenen Bodensee.
Daß das West-Ost-Gespräch wieder in Gang gekommen ist, birgt eine Hoffnung für den Frieden, aber keine Garantie. Die durch den Warschauer Alleingang des französischen Staatspräsidenten verstärkte innerwestliche Vertrauenskrise ist ein zusätzlicher Risikofaktor.
Österreich muß in solcher Situation peinlichst darauf bedacht sein, keine Zweifel an seinem eigenen Standort aufkommen zu lassen. Als Vermittler kann nur auftreten, wer darum von allen Beteiligten ausdrücklich ersucht worden ist. Das hat Bundeskanzler Kreisky schon so oft gesagt, daß er es allmählich auch selber glauben müßte.
Ein sozialistischer Gesprächspartner meinte jüngst in einer Diskussion, in einer Krisenstunde für Österreich wäre es wichtig, daß ein angesehener Kanzler die wirklichen Freunde in der Welt mit Erfolgsaussicht anrufen kann.
Das stimmt. Deshalb sollten wir nicht vergessen, daß uns ein Anruf bei Yassir Arafat oder bei Fidel Castro aus keiner Klemme befreien wird. Das darf man wohl als Uberzeugung auch des . Bundespräsidenten vermuten.
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