7211123-1992_30_15.jpg
Digital In Arbeit

Im Seelen-Land

Werbung
Werbung
Werbung

Wenn im dritten Akt der Aufführung von Arthur Schnitzlers „Das weite Land" im Kurtheater Reichenau die beziehungsvollen Worte über das „weite Land der Seele" gesprochen werden, herrscht jene Stille, die dem unveränderten Gewicht des Textzitates entspricht: So viel ist bis dahin bereits vom subtilen Beziehungsgeflecht der handelnden Personen, von der unausweichlichen Ambivalenz in den Seelen der Hofreiters, Wahls, Meinhold-Aigners, Natters oder des Doktor Mauer bloßgelegt worden. Und wieder läßt eigene Berührtheit Bewunderung für den Seelenkundler Schnitzler aufkommen.

Arthur Schnitzlers 1911 an neun Bühnen - darunter am Wiener Burgtheater - gleichzeitig uraufgeführte „Tragikomödie" über die Wiener großbürgerliche Gesellschaft enthält auch autobiographische Züge. Aber ihre sezierend genaue Wiedergabe der Jahrhundertwende-Atmosphäre hat sie zu einem seiner meistgespielten Stücke gemacht.

Diese Atmosphäre fast vollkommen getroffen haben Regisseurin(l) Beverly Blankenship ebenso wie die Bühnenbilder Peter Loidolds und Elisabeth Neururers Kostüme. Beeindruckend und fern von Klischees Marianne Nentwich als hingebend-zerbrechliche Genia und Wolfgang Hübsch als in seiner Entflammtheit wie in der scheinbar spielerischen Konfrontation mit dem Nebenbuhler glaubwürdiger Friedrich Hofreiter. Stimmig Ulrich Reinthallers aufrichtiger Marinefähnrich Otto, Franziska Sztavjaniks aufgewühlte Gefühle in Koketterie verbergende Erna, Elisabeth Augustins allseitsgeneigte charmante Adele Natter oder Peter Wolf s-bergers mitfühlender Doktor Mauer.

Was sich in Reichenau ereignet, läßt sich offenbar nicht auf eine Wiener Bühne übertragen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung