Subventionen: Süß und pervers

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Sollte der Staat wirklich mit Steuergeld umwelt- und gesundheitsschädliches Verhalten fördern?

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Sollte der Staat wirklich mit Steuergeld umwelt- und gesundheitsschädliches Verhalten fördern?

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In der Ökonomie werden Subventionen als „pervers“ bezeichnet, wenn mit Steuergeld Produkte unterstützt werden, die sich auf Gesellschaft oder Umwelt nachteilig auswirken.

Beispiele dafür sind die Förderung der Nutzung von fossilen Brennstoffen, des Straßentransports, des Verbrauchs von Wasser – oder Zucker. Der Zuckermarkt war der letzte Agrarmarkt, der bis 2017 durch eine Quote und Mindestpreis geschützt wurde. In der Folge sank die Zuckerproduktion von 2017 auf 2018 um 30 Prozent und der Verbrauch pro Kopf seit 2013 um zehn Prozent. Sieben von zehn Österreicher möchten laut Umfragen ihren Zuckerverbrauch reduzieren. Eigentlich positive Trends angesichts der europaweiten Überproduktion und der gesundheitsschädlichen Wirkung des Produkts.

Doch die sinkende Nachfrage ist für Landwirte nicht einfach: Ich selbst bin auf einem Bauernhof im Waldviertel aufgewachsen und weiß, wie nötig die Einkünfte aus der Zuckerrübenernte waren. Während meiner Schulzeit gab mein Vater immer noch ein zusätzliches Löfferl Zucker in meinen Tee: „Aus eigener Produktion.“ Seither wissen wir, dass die energieintensive Monokultur nicht nur der Umwelt schadet, sondern auch der Gesundheit. Länder wie Finnland, Norwegen, Ungarn, Frankreich oder Großbritannien besteuern deshalb Zucker zusätzlich.

Doch Österreich hat jüngst entschieden, durch staatliche Anreize die Produktionsfläche wieder auf fast dasselbe Niveau wie 2017 zu erhöhen. Die Förderung lokaler Zuckerproduktion sei sinnvoll, da für nicht in Europa produzierten Zucker Regenwald gerodet würde, heißt es. Doch damit wird wieder Überproduktion in Europa gefördert. Gleichzeitig wurde eine mögliche Notfallzulassung von neonicotinoidhaltigen Pflanzenschutzmitteln für die Saatgutbeizung vereinbart. Mit Steuergeldern Umwelt und Gesundheit schädigen? Viel zu süß für meinen Geschmack.

Die Autorin ist Professorin für Umweltökonomie und -politik an der Wirtschaftsuniversität Wien.

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