6886888-1979_30_15.jpg
Digital In Arbeit

Kunst lohnt sich

Werbung
Werbung
Werbung

Die Hochkultur ist heute irgendwie suspekt geworden, wenn man den Aussagen linker Kulturkritiker glauben dürfte. Man kreidet ihr die enge Verknüpfung zwischen Kunst und Kommerz an. Und in der Tat gehen heute gewichtige Impulse vom Management aus.

Da in Europa jetzt die Zeit der Festivals ausgebrochen ist, sei hier an Hand der Salzburger Festspiele kurz die Frage erörtert, ob - von kulturpolitischen Erwägungen, Notwendigkeiten und Forderungen abgesehen -die hohen Aufwendungen der öffentlichen Hand auch wirtschaftlich vor dem Steuerzahler verantwortet werden können.

Der kulturelle Beitrag der Salzburger Festspiele ist unbestreitbar. Natürlich brauchen sie Subventionen, die von Bund, Land, Stadt und Fremdenverkehrsfonds aufgebracht werden:

1978 hat der Bund 26,4 Millionen Schüling zuschießen müssen. Derselbe Bund hat aber 1978 von den Salzburger Festspielen 15,9 MilL S an Lohnsteuer und 9,7 Mill. S an Mehrwertsteuer, zusammenialsö,25i,6iMü-lionen Schilling kassiert.asoflüaß^der Steuerzahler, im Grunde genommen, bloß 800.000 Schilling berappt hat. (Für die Bundestheater waren es 1978 rund eine Milliarde.)

Wenn man die sogenannte Umwegrentabilität berücksichtigt, so hat der Staat per Saldo sogar ein recht gutes Geschäft mit der Subvention gemacht. Um diese Umwegrentabilität wird viel gestritten und mancher Unsinn von den Kulturkritikern zusammengeschrieben. Aber die Tatsachen sind eindeutig.

1978 wurden in Salzburg 134.160 Festspielkarten - 91 Prozent der verfügbaren Menge - zu vollen Preisen verkauft, wobei ein Gast durchschnittlich zwei Vorstellungen besucht. Man kommt so zu einer Gesamtbesucherzahl von ca. 67.000; davon stammen 40.000 aus dem Ausland. Berücksichtigt man nur diese 40.000, die nach den statistischen Erhebungen im Durchschnitt vier Tage in Österreich bleiben, und rechnet man dazu die rund 2100 Mitwirkenden—Solisten, Chöre, Orchester und ihre Angehörigen - die fast einen Monat oder länger in Salzburg sind, so kommt man auf rund 200.000 Nächtigungen, die zusätzlich und direkt durch die Festspiele bewirkt werden.

Wenn man pro Tag bloß Ausgaben von 600 S für Nächtigung, Verpflegung und Einkäufe annimmt, so ergibt sich daraus eine Gesamtausgabensumme von 120 Mill. S für die Salzburger Wirtschaft und durch die Mehrwertsteuer auch Mehreinnahmen für den Vater Staat.

Das aber ist noch nicht alles. Auch die vorgelagerten Betriebe erzielen höhere Umsätze und höhere Einkünfte, an denen Bund, Land und Gemeinde durch Steuern und Abgaben kräftig mitnaschen. Man schätzt den durch den sogenannten Multiplikatoreffekt erzielten Gesamtbruttoertrag auf rund 300 Mill. S (manche Experten sagen gar450 bis 500Mill. S), die der Wirtschaft zufließen und dem Staat Steuern einbringen: Die Subventionen lohnen sich.

Übrigens wurde bereits 1971 nachgewiesen, daß auch Karajans umstrittene Osterfestspiele wirtschaftlich gerechtfertigt sind. Sie brachten damals der Sälzburger Wirtschaft einen Gesamtbruttonutzen von 35,5 Mill. S und den Bereitstellern von Subventionen, insgesamt vier Mill. S, einen zusätzlichen Steuerertrag von 9,8 Mill. Schilling.

Die Salzburger Festspiele haben 1978 - trotz ihrer „Hochkultur“ -66,39 Prozent der Ausgaben durch eigene Einnahmen hereingebracht. Bei den Bundestheatern deckten 1978 die Einnahmen hingegen nur, rund 22 Prozent der Ausgaben.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung