6853678-1977_06_02.jpg
Digital In Arbeit

Kurzes Gedächtnis

Werbung
Werbung
Werbung

Es ist unwahrscheinlich, ivases in Österreich alles gibt - Christian Morgenstern müßte schier verzweifeln, denn bei Bruno Kreisky kann sogar etwas sein, was eigentlich nicht sein darf. Obwohl schon lange nicht mehr Medienkanzler, finden sich immer noch genug Journalisten, die dem polternden Kanzler unkritisch gegenüberstehen, seine Einseitigkeiten widerspruchslos abdrucken. Ein konkretes Beispiel: Lütgendorf könne man derzeit noch nicht aus dem Amt entlassen, dazu müsse es erst Beweise seiner Schuld geben - ein Prinzip, das von der SP und der Mehrheit der Bevölkerung anerkannt werde. Ähnlich rechtsstaatlich besorgt gab sich auch Klubobmann Heinz Fischer in der großen Lütgendorf-Debatte im Parlament. In diesem Zusammenhang sei an eine „Causa” erinnert, die bereits einige Zeit zurückliegt: An den „Bauskandal”, der dem - unschuldigen - VP-Minister und Vizekanzler Fritz Bock zum Verhängnis wurde und seinen Rücktritt auslöste. Hier wurde vor allem von der SPÖ, der damaligen großen Oppositionspartei, ohne Schuldbeweis ein Mann fertig gemacht. Aber auch wenn es sich um unliebsame eigene Parteigenossen handelte, war man in der SP nicht zimperlich, wenn es galt, einen Sündenbock zu finden und zu opfern: Franz Olah sei ein Beispiel für viele. Lange bevor das Gerichtsverfahren gegen ihn begonnen hatte, war er bereits ein toter Mann.

Das Gedächtnis des Kanzlers ist kurz — wenn er nur will…

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung