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Lenin und Joseph II.

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Die großen Methodius-Feiern im mährischen Veleh-rad im Vorjahr waren kein religiöses Strohfeuer“. Das wurde am vergangenen Wochenende in der ostslowakischen Stadt Levoca eindrucksvoll unter Beweis gestellt: Weit mehr als 100.000 gläubige Katholiken, darunter sehr viele junge Leute, beteiligten sich an der traditionellen Marienwallfahrt.

Bereits seit mehreren Jahren ist Levoca für die Katho.-liken der Slowakei zu einem Symbol geworden, wie es die Wallfahrten nach Tschen-stochau für die benachbarten Polen seit langem sind. Auch die nach den Method-Feiern von 1985 verstärkte obrigkeitliche Repression gegen die religiöse Aufbruchsbewegung in der CSSR konnte heuer den Zustrom nach Levoca nicht „einbremsen“.

Die Katholiken der CSSR haben in beiden Landesteilen - in Böhmen/Mähren genauso wie in der Slowakei — neuen Mut gefunden, sich auch in aller Öffentlichkeit. zu ihrem Glauben zu bekennen. Das Prager Regime muß zur Kenntnis nehmen.

Die äußeren Strukturen des kirchlichen Lebens liegen in der CSSR zwar noch immer darnieder, aber die Kirche lebt — sie lebt in ihren Gläubigen, in den Priestern, den jungen Leuten, die sich vom engmaschigen Verbotsdickicht des Systems nicht beirren lassen. Im Klartext bedeuten Ereignisse wie Levoca nichts anderes, als daß die aus einem bizarren Gemisch von leninistischen und josephinischen Rezepten gestrickte Kirchenpolitik Prags am Ende ist.

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