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Leopold Schmidt zum Gedenken

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Ein großer Volkskundler ist gestorben: Univ.-Prof. Leopold Schmidt, Präsident des Vereins für Volkskunde in Wien, Direktor i. R. des österreichischen Museums für Volkskunde und Mitglied der österreichischen Akademie der Wissenschaften. Er stand im 70. Lebensjahr.

Sein Leben war ganz und gar dem Fach Volkskunde verschrieben, als großer Einzelforscher war er wohl der letzte Universalist dieser Wissenschaftsdisziplin, sein Name ist weithin über den deutschen Sprachraum und Europa bekannt.

Seit 1946 bis zu seiner Pensionierung vor vier Jahren war er Direktor des Volkskundemuseums in Wien, der ältesten und zentralen Fachinstitution in Osterreich. Unmittelbar nach dem letzten Krieg hat er für das Museum eine von Grund auf neue Aufstellung geschaffen, ihm ist die Gründung der bekannten Museumsaußenstellen Sammlung Religiöse Volkskunst mit der alten Klosterapotheke im ehemaligen Wiener Ursulinenklo-ster und Schloßmuseum Go-belsburg zu danken.

Eine überaus große Zahl von Büchern und Abhandlungen legen von seinem unglaublichen Gelehrtenfleiß und von einem stupenden Wissen für immer Zeugnis. Seine gedruckte Bibliographie umfaßt einschließlich der bis zuletzt regen und völlig unbestechlichen Rezensionstätigkeit viertausend Einzelnummern.

All das zusammen hat dem Wissenschaftler und Museumsmann, der 35 Jahre hindurch auch als Universitätslehrer tätig war, neben vielen. öffentlichen Auszeichnungen als ersten Volkskundler die wirkliche Mitgliedschaft der österreichischen Akademie der Wissenschaften eingebracht.

Diese höchste wissenschaftliche Anerkennung hat der Verstorbene selbst gewertet als „Beweis dafür, daß ich auf allen Wegen das scheinbare Stückwerk meines Faches Volkskunde als ein Ganzes zu erkennen und zu erweisen versucht habe."

Noch in den Spätjahren glückte ihm 1973 die Gründung des Instituts für Gegenwartsvolkskunde der österreichischen Akademie der Wissenschaften, weshalb der Name von Leopold Schmidt nicht allein mit der wissenschaftlichen Erneuerung der Volkskunde als historische,-sondern auch als gegenwartsbezogene Geisteswissenschaft verbunden bleiben wird.

Der Autor ist Direktor des Osterreichischen Museums für Volkskunde.

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