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Als im September 1930 die Regierung Schober — ein durch Parteilose ausgepolstertes Koalitionskabinett von Christlich-Sozialen, Landbund und Großdeutschen — wegen Differenzen um die Heimwehr auseinanderbrach, stand die neugebildete Minderheitsregierung Vaugoin „vor der unbehaglichen Alternative: vorverlegte Neuwahlen oder Heimwehr-Staatsstreich — oder beides“, schreibt Klemens von Klemperer.

Ignaz Seipel, nun Außenminister, erhoffte von Neuwahlen eine gewisse Stabilisierung — und verlor: Seine Christlich-Sozialen rutschten von 73 auf 66 Mandate ab, die Sozialdemokraten wurden mit 72 Sitzen stärkste Partei.

Bei diesen Wahlen am 9. November 1930 - vor 55 Jahren — kandidierten zum ersten Mal in Österreich auch die Nationalsozialisten. Sie erreichten noch kein Mandat, aber fast 112.000 Stimmen. Im Jahr zuvor waren sie mit 107 Mann in den deutschen Reichstag eingezogen.

Diese Wahlen waren die letzten freien vor der Diktatur. Als im April 1932 bei Landtagswahlen die NSDAP ihre Stimmen verfünffachen konnte, wollte Dollfuß keine allgemeinen Wahlen mehr riskieren und wählte den Weg zum autoritären System.

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