vor einiger Zeit hat ein steirischer Kritiker in einer steirischen Tageszeitung geschrieben, daß ich in Dich einmünden würde. Er wird schon wissen, was er sich dabei gedacht hat. Ich nicht, aber ich habe zumindest versucht, mir vorzustellen, wie das funktionieren könnte.
Gesetzt den Fall also, Du wärst ein Fluß und ich wäre ein Fluß, und Du flössest in immer neuen Windungen durch eine hart zu nehmende, das heißt olpine Landschaft dahin, die Dir eine Reihe von Hindernissen, wie zum Betspiel den Griffener Berg (ich war vor kurzem in Griffen, drum weiß ich, wovon ich rede) in den Weg stellte. Ich hingegen käme durch eine etwas freundlichere, das heißt fremdenverkehrsbezogene Landschaft da-hergeschwommen und läse gerade den Vorabdruck von .Wunschloses Unglück' in den Manuskripten (so besehen können natürlich auch Flüsse lesen). Sehr vertieft, dann aber vor Aufregung ein paar Wellen schlagend und daher unachtsam, machte ich plötzlich ein Knie... und dann wäre es passiert.
Du aber hättest für mich gar keinen Platz bei Dir drinnen und es
bliebe nichts anderes übrig, als gemeinsam aus den Ufern zu treten, was — wie vorauszusehen — zu einer Überschwemmung der umliegenden Marktflecken führen würde. Das Komitee, das sich bald an der Stelle einfinden würde, um das Ausmaß des Unglücks abzuschätzen, ich sage absichtlich Unglück, ginge es doch dabei auch um die Marktflecken, würde sich die Hände an den Gamsledernen reiben und sagen: Unser Handke (Du erinnerst Dich an die Wette in Rauris?) ist unser Handke nicht mehr. Über die Ufer treten ja, aber dabei unsere schöne Gegend zu vermuren, von der wir schließlich leben, das geht zu weit! Und sie würden nach Möglichkeiten einer Regulierung suchen oder die ganze Bescherung mit ihren Krampen einfach zuschütten.
Der Versuch, mir die Einmündung vorzustellen, endet also in einer Katastrophe, obwohl ich zugeben muß, daß mir, falls Du ein Fluß wärst und ich ein Fluß wäre und ich wirklich gerade Dein letztes Buch läse ... also ich muß zugeben, daß mir dann etwas derartiges schon passieren könnte.
So long
