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Luise Rinser

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Luise Rinser feierte am 30. April ihren 70. Geburtstag. Auf solcher Lebensstufe ist es erlaubt, Summen zu ziehen. Denn das geschriebene Werk und das geleistete Leben sind bei Luise Rinser zwei gleichwertige, einander ebenbürtige Bereiche. Erst aus solchem Zusammenhang geht wie bei ihr eine symbolhafte Persönlichkeit hervor, ein neuer Frauentypus.

Das Schicksal Deutschlands und der christlichen Kirchen, der Widerstand gegen das Stildiktat des Naziregimes, und dann nach dem Zweiten Weltkrieg der Kampf gegen den praktizierenden Nihilismus und des sen Herrschaftsroutine, all das gibt nicht bloß Material ab, an dem die Erzählerin Luise Rinser ihre Talente bewährt hat.

Es sind Ereignisse, aus denen ihre einzelnen Lebenstage bestehen: Die 34jährige Frau, Mutter zweier Kinder, wurde 1945 aus dem Gefängnis Traunstein befreit. Täuschen wir uns auch darüber nicht: Bei den „großen“ Männern bleibt dem öffentlichen Verehrungswillen oft gar nichts anderes übrig, als von deren sogenannten Mannstum weitgehend zu abstrahieren. Erst dann tritt der Wesenskern hervor.

Die Frauen jedoch geben das Zeitlos-Bedeutende just in ihrer Weiblichkeit. In diesem Sinne zählt Luise Rinser zu den großen Frauen dieses Jahrhunderts.

Wie in Luise Rinsers soeben erschienen Selbstbiographie „Den Wolf umarmen“ nachzulesen ist. tut es ihrer Hermann-Hesse-Verehrung keinerlei Abbruch, wenn sie einige Gedichte und Romanpartien als Kitsch aburteilt. Ebensowenig kann es die Bewunderung für Luise Rinser schmälern, wenn wir finden, daß das Apodiktische ihres Stils und ihrer Darstellungsmethode manchmal mehr dem geistigen Engagement angemessen zu sein scheint als dem Geist der Kunst.

DU FOLGTEST DEM FALKEN, AMAYI. Von Dee Brown. Hoffmann und Campe, Hamburg 1981.488 Seiten. öS 292,60

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