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Madame l'Europe

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Rennen Sie mich Frau Präsident, oder reden Sie mich noch einfacher mit Madame an“, riet die erste Präsidentin des Europäischen Parlaments den Journalisten. Dennoch dürfte Simone Veil nichts dagegen haben, wenn sie in den Medien in Hinkunft als ,Madame l'Europe“ oder „Frau Europa“ aufscheinen wird.

Die französische Diplomatie ebenso wie die Parteifreunde der bisherigen Gesundheitsministerin Frankreichs arbeiteten seit Wochen daran, Madame Veil diesen ersten Platz in der Hierarchie des Europäischen Parlaments zu verschaffen. Aber nicht nur Franzosen, auch Abgeordnete aus allen anderen Mitgliedsstaaten des Euro-Pärlaments waren der Ansicht, daß die europäische Integrationspolitik bei Simone Veil in den richtigen Händen sei.

Simone Veil, die als 15'jähriges Mädchen mit ihrer ganzen Familie nach Auschwitz deportiert worden war (ihre Eltern und ihr älterer Bruder sind nie zurückge-' kehrt), hat genügend menschliche Größe bewiesen, um auch das neue Deutschland im Kreis der freien Völker Europas und der Welt zu sehen.

Nach einer glänzenden Karriere - sie bekleidete zahlreiche hohe Funktionen in der französischen Justizverwaltung - wurde sie von Staatspräsident Giscard d'Estaing zuerst als Gesundheitsminister, später als Gesundheitsund Familienminister in den Kabinetten Chirac und Barre aufgenommen. Seit Jahren gilt sie als die populärste Politikerin Frankreichs.

Simone Veil ist überzeugte Europäerin, dabei aber Französin geblieben. Durch diese Wahl wurde erneut bestätigt, daß die V. Republik unter Giscard d'Estaing einen politischen Führungsanspruch in Europa anmeldet, wie dies seit General de Gaulle immer der Fall war.

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