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Mit allen Wassern gewaschen

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Der pakistanische Präsident wurde bösartig auch schon die „lächelnde Kobra“ genannt. Sicher ist, und hier sind sich Freund wie Gegner einig, daß der 61j ährige Punjabi ein mit allen Wassern gewaschener Staatsmann ist. „Selbst durch bohrende Fragen bedrängt“, kommentiert ein Besucher seine Begegnung mit Zia, „signalisieren weder der Tonfall seiner ruhigen, warmen Stimme noch seine Gesichtszüge eine Irritation oder gar Verärgerung.“

Die Freundlichkeit, welche das Antlitz um deh scharf geschnitte-

nen Mund mit dem grauen Parade-Schnurrbart ausstrahle, wirke glatt und gleisnerisch. Nur die tiefliegenden Augen paßten nicht dazu: „Mit starken Pupillen ist ihr Blick kalt und durchdringend.“

Zia ul Haq residiert seit seiner Amtsübernahme als „Haupt-kriegsrechts-Administrator“ und auch heute als Präsident in einer prunklosen Villa in Rawalpindi, der Schwesterstadt der Verwaltungs-Metropole Islamabad. Vor 1977 war Zia bereits Generalstabschef: das damalige Staatsoberhaupt Zulfikar Ali Bhutto ernannte ihn persönlich dazu — wohl die verhängnisvollste Fehlentscheidung, die der feudale Despot Bhutto je tat. 1977 wurde er von Zia entmachtet, 1979 unter der Anklage des politischen Mordes hingerichtet.

Durch geschicktes Manövrieren hat sich Zia bis zum heutigen Tag an der Macht gehalten. Der Krieg in Afghanistan, besonders die Besatzung durch Moskau, machte ihn zum Lieb-Kind der Amerikaner. Sie rüsteten Zias Armee mit Milliarden-Projekten, von modernsten Panzern bis zum

Kampfflugzeug F-16. Das US-Entwicklungsbudget für Islamabad betrug 1985 rund 3 Milliarden Dollar. Die Hälfte davon ging an die Verteidigung.

1986 möchte Zia von Washington rund die doppelte Summe erhalten. Präsident Reagan kam im amerikanischen Kongreß jedoch dauernd unter Beschuß, weil er eine Militärdiktatur unterstütze. Wohl nicht zuletzt auf Washingtons Druck hat sich Zia deshalb zur internen Demokratisierung entschlossen, ohne seine persönliche Stellung und Amerikas Front gegen die Russen in Afghanistan in Gefahr zu bringen.

Der amerikanische Botschafter in Pakistan war denn auch der erste, der Präsident Zia am 30. Dezember 1985 zur Aufhebung des Kriegsrechts gratulierte.

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