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Mutter Orth

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(Burgtheater, Wien; „Mutter Courage und ihre Kinder“ von Bertold Brecht) Generationen kennen „Courage“-Aufführun-gen, die alle auf dieselbe Modellinszenierung zurückgehen. Aus dieser Tradition auszubrechen, ist so notwendig wie schwierig und muß für einen DDR-Regisseur wie Christoph Schroth besonders reizvoll sein. Der Versuch steht und fällt mit der Besetzung der Hauptrolle. Elisabeth Orth ist eine interessante und sehr ungewöhnliche Courage.

Sie ist nicht nur sehr jung, gemessen am bisherigen Verständnis, sondern erstaunt auch durch zur Schau getragene Lebensfreude, auch durch Sex-Appeal und Koketterie, die im Krieg nicht nur vorkommen, sondern unter seinen Bedingungen auch Bedeutung fürs Uberleben haben. „Mutter Courage“ erfrischend neu gesehen also — und konsequent neu durchdacht. Elisabeth Orth hat große Momente, Szenen, die man sich so nicht vorstellen konnte.

Allerdings leidet die Aufführung an Modernismen, die nichts bringen (Uniformen!) und gerät an einen Punkt, an dem Mutter Courage mehr von ihrer Leichtigkeit aufgeben und schneller altern müßte. Diesen Prozeß bleibt sie zw lang schuldig, dadurch wirkt das schließliche Einschwenken auf die einsame Weiterwanderung am Schluß etwas abrupt.

Schöne Momente für viele Darsteller, voran Robert Meyer (Feldprediger), Dietrich Hollin-derbäumer (Feldhauptmann); eine intensive, aber in der Schlußszene schwach geführte stumme Kattrin (Barbara Crobath).

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