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(Festspiele Verona). In Verona glänzte früher ein sommerliches Spektakel der Superlative: erste Sänger, Idealbesetzungen, die großen Opernreißer und -magne-ten beherrschten das Repertoire. Und zu Hunderttausenden kamen die Opernliebhaber. Die Zahl der Besucher, heuer voraussichtlich 450.000, ist nicht weniger geworden. Im Gegenteil, man hat die Stagione diesmal bis 1. September ausgeweitet Aber mit dem Niveau rauft man seit Jahren, wie man auch mit dem Budget immer schwerer zu Rande kommt.

Das merkt man heuer auch an den ersten beiden Produktionen, Puccinis „Turandot“, in einer Inszenierung von Mauro Bolognini (Ausstattung: Mario Garbuglia), und Verdis „La Traviata“, in der Regie und im Bühnenbild des Mailänder Scala-Altmeisters Giu-lio Coltellacci.

Am Aufwand an Papiermache-Prunk und den üblichen Hundertschaften der Statisterie fehlt es diesmal nicht. Das Auge kommt nicht zu kurz. Aber die großen Sänger, die hier brillieren müßten, sind ausgeblieben. Marita Napier ist als Turandot eine Enttäuschung, Franco Bonisolli ein langweiliger Prinz Kalaf. Von Spitzentönen, die durch die Sommernacht schmettern und rasender Begeisterung des Publikums ist nicht mehr viel zu merken.

Als Traviata hat man zwar Katia Ricciarelli geholt. Aber auch sie ist -trotz sehr kultivierter Stimme und feinem Timbre - enttäuschend. Keine Primadonna, keine Diva, der die Pariser Lebewelt des vorigen Jahrhunderts zu Füßen liegen würde, und Alfredo Ger-mont (hier Gianfranco Cecchele) fehlt die Souveränität des strahlenden Tenors.

Am Dirigentenpult eine Konkurrenz zwischen Yuri Ahrono-vitch und Oliviero de Fabritiis: vor allem der Exilrusse imponiert, ein Aufrührer im Orchester, ein Feuergeist, der das Ensemble in Bewegung zu halten versucht.

Daß es mit den Sängern und Regisseuren nicht so weitergeht, ist allen in Verona klar. 1980 will man's besser machen: eine glanzvolle Aida mit Franco Zeffirelli und Riccardo Muti soll das Image aufpolieren.

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