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Nummern-Girls

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Uber die Undankbarkeit der Österreicher gegenüber deutscher Hilfestellung habe ich an dieser Stelle schon viel geklagt. Nun ist auch der Skisport davon betroffen. Die Tatsache, daß nämlich gerade der wohlmeinende, weil ohnehin nicht von vorderen Plätzen betroffene deutsche Skiverband gegen die österreichischen Nummern-Girls protestierte, ist in Euren Medien völlig falsch interpretiert worden.

Von Neid, Mißgunst und kleinlicher Paragraphenreiterei kann hier doch keine Rede sein! Es ging den Deutschen nur um das Wohl der österreichischen Mädchen und um das Ansehen des österreichischen Skisports. Daß Österreicherinnen bei einer Nummer Sicherheitsnadeln verwenden, kann den Ruf des Landes nämlich weit über den Skibetrieb hinaus schädigen.

Sicher mag eine hohe Moral gemeint gewesen sein bei dem Versuch, den Mädchen bei allen Nummern die Flatterhaftigkeit durch lockere Leibchen auszutreiben. Aber wo führt denn das in der Praxis hin? Letztlich nur dazu, daß es dann wegen größerer Schlüpfrigkeit noch schneller mit ihnen abwärtsgeht!

Der Begriff „Sicherheitsnadel“ ist in Deutschland doppeldeutig. In der Kriminal- und Ganovensprache ist nämlich damit die Sicherungsverwahrung“ gemeint, die vom Gericht bei unverbesserlichen Trieb- und Wiederholungstätern verhängt werden kann.

Nun sind die Skirennläufer im allgemeinen und österreichische im besonderen auf jeden Fall potentielle Triebtäter. Und falls sie siegen, ist eindeutig Wiederholungsgefahr gegeben. Wie deshalb der deutschß Damentrainer etwas von „Sicherheitsnadel“ gehört hat, wäre ihm fast das Herz zerbrochen vor Sorge um die armen Österreicherinnen. Er glaubte, sie durch das Exempel der Disqualifikation gerade noch rechtzeitig vor dem Schlimmsten zu retten — nämlich der „Sicherheitsnadel für immer“.

Daß der gesamte Weltcup-Skizirkus schon seit Jahren in den Bereich der Sport-Psychiatrie gehört, bezweifelt von den Nichtbetroffenen ohnehin keiner mehr. Und in diesem grünen Winter, wo alle Skifahrer und Fremdenverkehrsmanager unter Schnee-Entzugsneurosen leiden, kann man sowieso ganze Bände über alpine Ski-Psychopathologie schreiben.

Dazu gehört auch der „£alte Krieg“ um den Schnee zwischen Nord- und Südtirol. Die Südtiroler klagen mit Recht über den „n-formations-Boykott“, weil Österreich trotz seiner Verpflichtung als Schutzmacht verschweigt, wo derzeit das „weiße Gold“ in den Bergen liegt — nämlich in den sonst so geliebten Dolomiten.

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