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Ihr Einsatz, bitte!

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Die Anklageschrift ist beklemmend: In 146 Staaten endete die Menschenwürde 1995 auf der Folterbank, dem elektrischen Stuhl und in Gefängniszellen. Vielen Regierungen und bewaffneten Oppositionsgruppen war sie nicht mehr als eine tödliche Kugel aus dem Hinterhalt wert. 2.900 Hinrichtungen zwischen China und den USA. 140.000 „Verschwundene” zwischen Sri Lanka und Rosnien-Herzegowina. 4.500 Menschen, die Folter und unwürdige Haftbedingungen zwischen Rußland und Kenia nicht überlebten. Fatalistische Medienkommentare zu „Rilanz des Schreckens” und der „Restie Mensch” begleiten traditionell die Vorlage des amne-sty international Jahresberichtes.

Vergessen wird jedoch meist eines: Die Dokumentation menschlicher Grausamkeit ist keineswegs das einzige Streben von amnesty international. Vielmehr wollen wir zeigen, daß die Welt nicht so sein muß, wie sie ist. Daß jede und jeder einzelne sie durch persönlichen Einsatz ein Stück weit verändern, menschlicher machen kann. Mehr als eine Million ai-Mitglieder in 192 Staaten hängen mit dieser Grundeinstellung keinem naiven Weltverbesserungstraum nach. Für mehr als 7.000 Opfer von Menschenrechtsverletzungen waren sie 1995 unermüdlich im Einsatz.

Die Geschichte des Syrers Hanna Nadir zeigt, daß der scheinbare Kampf gegen Windmühlen immer wieder gewonnen werden kann. Seit 1982 hatten ihn ai-Aktivisten aus Wiener Neustadt betreut. Mit riesigen Plakatpetitionen war man bei der syrischen Delegation bei der Wiener Weltmenschenrechts-konferenz aufmarschiert. Pakete mit tausenden alten Schlüsseln wurden unter dem Kennwort „Schlüssel für die Freiheit” an Ministerien in Damaskus verschickt. Beharrlich versuchte man das Schweigen der syrischen Behörden zu knacken. Seit Herbst 1995 ist Hanna Nadir frei - einer von 295 positiven Abschlüssen von ai-Fäl-len im letzten Jahr.

Beklemmungsanfälle sollten eine Nebenwirkung von ai-Berichten bleiben. Als Anklageschriften rufen sie vielmehr nach Anwälten für die Opfer. - Wie wär's mit Ihnen?

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