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ölpreis

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Die Entscheidung der OPEC; den Preis für Rohöl in vier Etappen um insgesamt 14,5 Prozent zu erhöhen, löste, so ziemlich überall „Überraschung und Bestürzung“ aus. US-Energieminister Schlesinger zeigte sich überrascht und bestürzt, detto Brüssel und Handelsminister Staribacher. Die heimische ÖMV wie auch ihre multinationalen Partner sorgen sich, ganz auf staatsmännisch, um unser ' Konjunktur- und Stabilitätswohl.

Zumindest die Überraschung überrascht rnich. Selbst ohne die in aller Öffentlichkeit geführte monatelange Diskussion über die bevorstehende Preiserhöhung konnte sich jeder ökonomische Ta-ferlklaßler ausrechnen, daß der Kursverfall des Dollars nicht ohne Folgen bleiben wird.

Und selbstverständlich haben in Wahrheit auch alle, die jetzt Überraschung mimen,

mit der Preiserhöhung gerechnet. Gleichermaßen unglaubwürdig erscheint mir die „Bestürzung“ über das Ausmaß. Daß gerade jene sich „bestürzt“ zeigen, die laufend und ohne mit der Wimper zu zucken für einen vergleichbaren Zeitraum weit höhere Preiserhöhungen vornehmen, läßt sich wohl nur in dem Sinn verstehen, daß sie sich durch die OPEC-Preiserhöhung bei den eigenen Abschöpfungsaktionen eingeengt fühlen.

Die ganze Uberraschungsund Bestürzungsshow erinnert frappant an die seit ur-denklichen Zeiten gepflogene Taktik, sich bei inneren Schwierigkeiten einen äußeren Feind zu suchen: Was immer heuer wirtschaftlich schiefgehen wird, die bewährten Buhmänner aus dem Morgenlande werden dafür mitverantwortlich gemacht.

Ohne jede Überraschung war dagegen die österreichische Reaktion auf die ölpreis-erhöhung. Die ölkonzerne kündigten blitzartig einen Preisantrag an (obwohl den derzeit geltenden Preisen noch ein Dollarkurs von 18,60 zugrunde liegt), und Handelsminister Staribacher verkündete wie gewohnt, daß er einen eventuellen Preisantrag „gründlich prüfen“ werde (obwohl die Festsetzung der Preise noch nie durch eine Prüfung tatsächlich beeinflußt wurde). Und daß Benzin und Heizöl „sicher nicht vor Juni“ (und damit erst nach den Wahlen) teurer werden (dürfen), wird wohl auch schwerlich jemanden überraschen.

Der Aufschub bis nach den Wahlen kann durchaus seine Meriten haben: Für vier Jahre vom politischen Druck eines Urnenganges befreit, könnte man endlich die gesamte Preispolitik auf dem Mineralölsektor neu überdenken, sie an der ökonomischen und ökologischen Zweckmäßigkeit statt wie bisher am Publikumsgeschmack und sozialpolitischen Fiktionen orientieren. Die achtprozentige Absatzsteigerung im Vorjahr bei Su-perbenzin als Folge eines vom Handelsminister durchgesetzten Rabatts kann ebensowenig die ultima ratio der Energiepolitik sein wie eine amtliche Preisregelung, die saisonale Nachfrageschwankungen einfach ignoriert.

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