(Volkstheater, Wien; „Gottes vernachlässigte Kinder" von Mark Medoff) Muß der Gehörlose gezwungen werden zu sprechen, oder wäre es nicht viel besser für ihn, sich durch Gebärden auszudrücken? Das Schauspiel von Mark Medoff ist eine Aufforderung, Gehörlose weder zu entmündigen, indem man ununterbrochen für sie spricht statt sie selbst den Kontakt zur Umwelt finden zu lassen, noch sie zwangsweise auf die Sprache zu fixieren, weil doch die Grundvoraussetzung für das Sprechen, das Hören, fehlt.
Ingeborg Podehl-Middermann ist gehörlos und spielt eine Frau, die ihre Identität als Gehörlose finden muß. Ihr Mann, Sprachtherapeut an einer Gehörlosen-Schule, nuancenreich dargestellt von Werner Prinz, muß, soll die Ehe weiterbestehen, seine Verhaltensweisen ändern. Dieses Schauspiel sagt nicht nur mehr über die Lebenswirklichkeit von Behinderten als man üblicherweise zu hören und zu sehen bekommt, es ist auch eine Herausforderung an die schauspielerischen Fähigkeiten.
