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Ohne Zukunft?

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Erwin Chargaff, seit seinen Büchern „Das Feuer des Heraklit" und „Warnungstafeln" nicht nur als weltberühmter Biochemiker, sondern auch als „Verfasser von Klagegesängen in Prosa" bekannt, legt nun eine „Kritik der Zukunft" vor, in der das uns Bevorstehende in wahrhaft düsteren Farben gemalt wird.

Schrankenlose Wissenschaftsund Fortschrittsgläubigkeit haben uns eine Gegenwart beschert, aus der sich wenig Hoffnung für die Zukunft ersehen läßt. Chargaff sieht das Schicksal der Menschheit unaufhaltsam auf einen kommenden Nuklearkrieg zusteuern.

In explosiver und polemischer Sprache deckt er die unter unse-

ren Sicherheiten schwelenden Entmenschlichungen auf: ewige Kriege, Atombombe, Massengemetzel, Bankrott des Geistes, Verfall der Sprache sind nur einige Symptome einer Entwicklung, die allem Anschein nach statt zu einem Stop der Kernwaffenproduktion zum „Klonen eines strahlenfesten Menschen" führen wird.

Chargaff ist zutiefst davon überzeugt, daß unsere Welt nur durch ein Wunder gerettet werden könnte, denn unser Leben ist zu kompliziert geworden, als „daß wir es noch menschlich leben könnten". Wenn seine Kassandrarufe noch durch Zeichen der Hoffnung untermalt werden, so bestehen diese in einem Setzen auf den einzelnen, auf den „eigenen" Kopf, auf das Schaffen eines Innenraumes, der uns von der äußeren Welt isoliert, um uns wieder zum Denken zu bringen.

Dies ist ein unbequemes, aber

ungeheuer notwendiges Buch.

KRITIK DER ZUKUNFT. Von Erwin Chargaff. Cotta's Bibliothek der Moderne, Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 1983.142 Seiten, geb., öS 131,-.

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