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Ostbeziehungen abgebrochen, Osthandel blüht weiter

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Im Juni 1967, nach dem israelischen Sieg im Sechstagekrieg, haben bekanntlich alle Ostblockländer, außer Rumänien, die Beziehungen mit Israel abgebrochen. „Erst nach Rückgabe der besetzten Gebiete“ sollten die Beziehungen wieder aufgenommen werden. Doch der Handel zwischen den COMECON-Ländem und Israel, der sich vorher in engen Grenzen hielt, hat in der Zwischenzeit größeren Umfang angenommen.

Von Zeit zu Zeit versucht die Sowjetunion, ihre inoffiziellen Beziehungen mit Israel gegen die arabischen Staaten auszuspielen. So ließ sie verlauten, sie wolle die diplomatischen Kontakte mit Israel wieder aufnehmen, um die Rolle des Vermittlers übernehmen zu können.

Die Sowjetunion erinnert sich auch in Abständen von ein bis zwei Jahren daran, daß die russische orthodoxe Kirche im Heiligen Land einige Klöster besitzt und schickt geistliche Delegationen nach Israel, um nach dem Rechten zu sehen. Auch zu den Tagungen der israelischen kommunistischen Partei werden natürlich russische Vertreter geschickt, die immer wieder die tiefe Freundschaft zwischen den Israelis und dem russischen Volk betonen und daran erinnern, daß diplomatische Beziehungen jederzeit möglich seien, wenn Israel nur die besetzten Gebiete an die Araber zurückgeben wolle.

Kürzlich hieß es, daß eine russische Firma Papier und Druckmaterial israelischen Importeuren angeboten habe. In Wirklichkeit jedoch bestehen solche Handelsbeziehungen schon seit langem. Der Umfang des Handels mit der UdSSR beläuft sich derzeit auf 75 Millionen Dollar im Jahr. Enge Handelsbeziehungen unterhält Israel auch mit Jugoslawien. Israel exportiert Zitrusfrüchte, Chemikalien, Kunstdünger, Maschinenbestandteüe, und kauft seinerseits Möbel, Verpackungsmaterial, Schmiedearbeiten und Holz. Mit Jugoslawien läuft der Handel über die offiziellen Stellen, mit der DDR hingegen über Zürich, Wien, Amsterdam oder Rotterdam. Die Ostdeutschen kaufen jährlich für 1,7 Millionen Dollar Zitrusfrüchte, bestehen aber darauf, daß die Früchte über den Gazastreifen geliefert werden, damit sie als „arabische Früchte“ auf den Markt gelangen können. Der Import aus der DDR ist hingegen minimal und belief sich im vergangenen Jahr auf 34.000 Dollar. Es handelte sich dabei zum größten Teil um pneumatische Maschinen und „Erika“-Schreibmaschi- nen.

Aus Ungarn hat Israel für fünf Millionen Dollar importiert und hat nach Ungarn etwa die gleiche Summe exportiert. Auch hier waren es Zitrusfrüchte und Kunstdünger, die Israel verkauft hat. Gekauft wurden synthetischer Gummi und Hölzer.

An die Tschechoslowakei hat Israel für fünf Millionen Dollar Zitrusfrüchte, Kunstdünger und Wollartikel geliefert, hingegen von der ČSSR nur’für eine halbe Million synthetische Halbfabrikate und einige Klaviere gekauft.

Bulgarien lieferte an Israel Konserven (die nur wenig Anklang fanden), Samen und getrocknete Früchte. Es kauft seinerseits Zitrusfrüchte und Kunstdünger. Der Umfang des Handels beträgt 1,5 Millionen Dollar.

Polen kauft für jährlich 800.000 Dollar Zitrusfrüchte und verkauft an Israel für nur 46.000 Dollar Industriemaschinen.

Die UdSSR liefert für jährlich mehr als zehn Millionen Dollar Rohdiamanten, die jedoch über die Diamantenbörse in London nach Israel gelangen.

Sogar die Volksrepublik China hat vor einiger Zeit einige Millionen Paare Damenstrümpfe über Honkong in Israel eingekauft, während Israel, ebenfalls über Honkong, kunstgewerbliche Gegenstände, Holz- und Elfenbeinschnitzereien importierte.

Mit Rumänien sind die Handelsbeziehungen normal. Israel exportiert petrochemische Produkte, Kunstdünger und Zitrusfrüchte und kauft seinerseits Möbel, Holz und anderes Rohmaterial. Import und Export gleichen einander im Werte annähernd aus.

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