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Poet im „wandlosen Raum“

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Ernst Meister zählte zu den bedeutendsten lebenden Lyrikern des deutschen Sprachraumes. Verfremdung der Wirklichkeit, um zu einer spirituellen Realität vorzudringen, Frische der Vokabeln, der Metaphern, zeichnen sein umfangreiches lyrisches Werk aus. Ernst Meister sagte einmal über den Autor: „Sein Gedicht verrät, was er weiß. Es fragt dich danach, was du weißt.“

Mit dieser Frage macht es Ernst Meister seinen Lesern nicht leicht. Man kann seine Gedichte nicht flüchtig durchlesen wie eine Tageszeitung, man muß sich ihnen widmen, dann erst werden sie wie eine Quelle, die man nicht ohne Mühe ergraben hat, fündig, ergiebig.

In seinem letzten Lyrikband „Wandloser Raum“ sind Gedichte aus verschiedenen Schaffensperioden zusammengetragen. Der Großteü aber ist aus den Jahren 1976-78. Es ist ein Alterswerk, das an die letzten Dinge rührt. Quintessenz eines an Erfahrung reichen Lebens. Tropfen Rosenöl aus tausend Rosen gepreßt. Es riecht stark nach Begräbnis, nach Vergänglichkeit.

Der Erkennende ist der Gräber, die Erkenntnis das

Grab. Der

Gipfel der Ohnmacht ist unten.

Ewigkeit, die da ist, wo wir nicht mehr sind, weht wie ein kühler Atem durch dieses vorläufig letzte Werk Ernst Meisters.

Bezeichnend für das subtile Sprachempfinden des Autors ist, daß er das Wort „Ewigkeit“ als bereits abgegriffen in den 63 Gedichten des Bandes nur dreimal verwendet, womöglich umschreibt.

Geist zu sein oder Staub, es ist dasselbe im All.

Nichts ist, um an den Rand zu reichen der Leere.

Uberhaupt gibt es ihn nicht. Was ist, ist und ist aufgehoben im wandlosen Gefäß des Raums.

Für den, der nicht unausgesetzt der Besinnung flieht, könnte dieses Buch ein Brevier werden. Denn der Tod ist als der entscheidende Bewußtseinsinhalt immer präsent.

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