6920052-1981_41_12.jpg
Digital In Arbeit

Polen, August 1980: Wie es dazu kam

Werbung
Werbung
Werbung

Die Lektüre der beiden Darstellungen der politischen Entwicklung zeigt bereits die Schwierigkeiten eines Außenstehenden, in das Leben und Denken der Polen einzudringen. Gerd Kriwanek, ein 1927 in Znaim (Tschechoslowakei) geborener, heute in Hamburg lebender Kenner des östlichen Europa, bringt nach einem kurzen historischen Abriß in seinem Buch „Polen - Solidarität als Hoffnung" ausführlich die Fakten des polnischen Aufbruchs.

Einen wirklichen Einblick in das geistige und kulturelle Leben Nachkriegspolens und damit den Zugang zu den heutigen Ereignissen ermöglicht uns erst der in Krakau lebende Autor und aktive Oppositionelle Adam Zagajews-ki.

Während Kriwanek etwa das politische Geschick der Gewerkschafter, die ja „keinerlei entsprechende Erfahrung hatten", einfach bewundert, weist der Pole auf die geistige Auseinandersetzung mit den Problemen der Arbeiter besonders nach 1976 hin.

Eine Gruppe unabhängiger Arbeiterführer, die schon zwei Jahre vor dem August 1980 existierte, hatte erkannt, daß es nicht nötig sei, Gewalt anzuwenden. Es genüge, aufzuhören zu arbeiten und die Fabriken nicht zu verlassen. 1980 waren die Arbeiter an der Küste also keine unberechenbare Masse mehr, sondern ein reifer Verhandlungs- und Vertragspartner.

Zagajewski sieht eine Möglichkeit der Koexistenz der KP Polens und der unabhängigen Gewerkschaft: „Die Solidarität muß als eine politische Quasi-Partei funktionieren, die freiwillig darauf verzichtet, die Macht zu ergreifen", aber weiter Kritik äußern und Einfluß auf die öffentliche Meinung nehmen darf.

POLEN. Staat im Schatten der Sowjetunion. Von Adam Zagajewski. SPIEGEL-BUCH. Rowohlt-Verlag, Reinbek bei Hamburg 1981, 208 Seiten, TB, öS 106,40

POLEN. Solidarität als Hoffnung. Von Gerd Kriwanek. Orell-Füssli-Verlag, Zürich 1981, 200 Seiten, TB, öS 174,20

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung