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Politische Diebskomödie

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(Gemeinde Hoftheater. Wien; „Bezahlt wird nicht” von Dario Fo) Dario Fo schreibt und spielt für die italienischen Arbeiter. Auf der Suche nach einem Festwochenstück für die Wiener Außenbezirke konnte man kein besseres finden als diese politische Diebskomödie.

Da die Frauen die Preise im Supermarkt nicht mehr bezahlen können, räumen sie ihn einfach aus. Die Beute müssen sie nicht nur vor den Carabinieri. sondern zunächst auch vor ihren braven Männern verstekken.

Damit beginnt ein Wirbelwind von urkomischen Situationen, in denen es turbulent, derb und respektlos zugeht und keine Autorität geschont wird. Aber Dario Fo ist ein Autor von unerschöpflicher Erfindungskraft, ein Volksdichter ohne jeden Musentempel-Ehrgeiz, einer, für den das Theater dorthin gehört, wo es zu Nestroys Zeiten auch bei uns noch war: zum kleinen Mann. Und wie einst Nestroy gibt er genau dem Ausdruck, was italienische Arbeiter heute bedrängt.

Bei uns wird darüber unbeschwert gelacht. Bei uns hat das geradezu die höhere Raffinesse kunstvoller Natürlichkeit. Und niemand braucht eine etwaige politische Wirkung, die von Dario Fo ausgehen könnte, zu befürchten.

Wobei freilich offenbleiben muß, worin diese bestehen könnte. Am Ende setzen sich die Menschen, die weder die Miete noch anständiges Essen bezahlen können, hin, um die erbeuteten Lebensmittel zu verspeisen. Die Polizisten mit dem Räumungsbefehl sind in die Flucht geschlagen. Aber jeder kann sich ausrechnen, daß sie wiederkommen werden. Und zwar in größerer Zahl i und besser bewaffnet.

Bei Dario Fo kann man nicht nur lachen, sondern auch denken, und Otto Tausig (Regie), Gerhard Jax (Bühne), Heinz Petters, Herwig Seeböck, Lilly Schmuck und Diet-lind Macher machen den Musentempeln erfolgreich und hochprofessionell Konkurrenz.

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