Wohl hat die VOEST seit Beginn dieses Monats endlich einen kompletten Vorstand. Wohl gibt sich ihr neuer Chef optimistisch und glaubt, 1989 wieder aus den roten Zahlen zu sein. Wohl vermittelt Generaldirektor Herbert Lewinsky den Eindruck, der richtige Mann für diesen Kraftakt zu sein. Die Hoffnung, jetzt werde endlich wieder Ruhe in der Verstaatlichten einkehren, hat sich dennoch nicht erfüllt.
Im Gegenteil: Seit Wochen kommen fast täglich Meldungen über eine neue Panne, und gäbe es nicht Tschernobyl und einen emotionsgeladenen Wahlkampf — die verstaatlichte Industrie würde wieder die Titelseiten beherrschen. All diese Meldungen signalisieren, daß die VOEST-Pleite nicht ein einmaliger Betriebsunfall war, sondern daß der Wurm tief sitzt. Minister Ferdinand La-cina war, bei aller Anerkennung seines guten Willens, bisher nicht in der Lage (aber: wer wäre es gewesen?), mehr als die dringendsten Aufräumungsarbeiten durchzuführen,
“ Da wird der vom Elin-Vor-stand als existenzwichtig bezeichnende Kauf von Feiten & Guillaume in dilettantischer Art und Weise „verschustert“, darob bricht die Diskussion um den Kopf von ÖIAG-Generaldirektor Oskar Grünwald aus. Kaum hat Minister Lacina noch einmal den Kopf seines Freundes gerettet, gerät er selbst wegen der putschartigen Neubesetzung des ÖIAG-Auf-sichtsrates unter schweren Beschuß und handelt sich mit der ,JSntpolitisierung“ viele mächtige Feinde ein.
Jetzt ist, zwei Wochen vor Vertragsablauf des alten Elin-Vorstandes, der neue noch immer nicht bestellt, und auch die Besetzung des Aufsichtsrates ist inzwischen offen. Soll der neue Aufsichtsrat einen Vorstand bekommen, den noch der alte, eben in die Wüste geschickte Aufsichtsrat bestellt hat?
Während erneut — zum wievielten Male innerhalb der letzten Monate? — die Diskussion um Oskar Grünwald losbricht, desavouiert die SPÖ ihren zuständigen Minister, indem sie aus durchsichtigen taktischen Gründen ihren Präsidentschaftskandidaten durch die Obersteiermark reisen und Standortgarantien abgeben läßt.
Inzwischen belastet der Rechnungshof-Rohbericht Grünwald (aber auch Lacina) so schwer, daß der eben neu formierte OIAG-Auf-sichtsrat dem Vorstand vorläufig die Entlastung verweigert. Die Aussagen von Fred Sinowatz und Norbert Steger nach der Bestellung Lewin-skys, die Regierung habe in kurzer Zeit die Probleme in der Verstaatlichten wieder in den Griff bekommen, wirkt da, man verzeihe den Vergleich, ein bißchen wie die unseligen Parolen vom .JSndsieg“.