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Armselig, Herr Hofrat!

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Ich sage doch nichts Falsches wenn ich meine, im Gesetz steht „Alle Bürger der Bepublik Österreich sind vor dem Gesetz gleich”. Stimmt doch - was? Nun, Verfassung hin, Kelsen her, es gibt immer noch gleichere, leider aber auch ungleiche. Da plustert sich zum Beispiel der Herr Hofrat Dohr auf und mobilisiert gegen die Pensionsreform. Sein Becht, sein gutes Becht, ist er doch als Gewerkschafter ein Beamtenvertreter, also einer, der sich um die Gerechtigkeit den Arbeitnehmern gegenüber zu kümmern hat. Wer wagt zu sagen: weg mit der Pragmatisierung, die seinerzeit (unter Kaisers) eingeführt wurde. Kleines Gehalt, aber das fix. Nun schaut das heute bekanntlich anders aus, ist aber ein wohlerworbenes Becht. Und das gilt es zu verteidigen.

Nur - Herr Hofrat - gestatten Sie mir eine Frage: Als der Scherzkeks aus Bochum ans Burgtheater geholt wurde (zum Teil weil sich kein Österreicher gefunden hätte, der den.Kolle-gen wohlerworbene Bechte hätte weggenommen) war eine seiner ersten Schandtaten, die Pragmatisierung nach zehn Jahren für Burgschauspieler abzuschaffen. Wo waren Sie damals, Herr Hofrat? Warum haben Sie sich nicht eingemischt, aufgeplustert oder wenigstens zu Wort gemeldet? War Ihnen ein Wirbel um die Bechte von ein paar Theatermenschen nicht spektakulär genug? War zu wenig Reklame drinnen, oder was? Sie haben uns, die Schauspieler des Burgtheaters, schlicht und einfach im Stich gelassen. So war das! So wie einige Jahre vorher Ihre „roten” Mitfunktionäre die Fernsehsprecherinnen und -Sprecher, als man sie grundlos hinauschmiß, links haben liegen lassen und sich nicht um sie und ihr Schicksal scherten. Bravo!

Und nun kommen Sie daher, treten hoch erhobenen Hauptes in die Arena. Das ist armselig und ziemlich leicht durchschaubar. Ich war selber ein paar Jahrzehnte Gewerkschaftsfunktionär und wir haben immer wieder Lohnerhöhungen zwischen drei und vier Prozent erkämpft. Nie hat einer zu mir gesagt: Du hast mit mir nicht geredet, ich nehme das Gerstl nicht. Und jetzt? Herr Hofrat, das Schicksal der Beamten ist wichtig, das der schlechter bezahlten sogar sehr wichtig. Doch die Interessen des Staates gehen vor. Lesen Sie nach bei John F. Kennedy, der da sagt: „Frag nicht, was der Staat für dich tun kann, frag was du für den Staat tun kannst.” Aso, Sie kennen diesen Satz? Warum handeln Sie denn nicht danach?

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