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Skepsis im Osten Deutschlands

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„Regierungen handelt, redet nicht bloß, so wie gegenüber Jugoslawien", das ist gegenwärtig die Stimmung in der ehemal igen DDR nach dem Sturz Gorbatschows. Von der Europäischen Gemeinschaft werden konkrete Schritte erwartet, nicht nur Erklärungen. Mit einem Stop der Entwicklungshilfe, so meinen hier viele, könnten die neuen Hardliner in Moskau zur Vernunft gebracht werden.

Mehr als ein Jahr nach Schaffung der Wirtschafts-, Währungsund Sozialunion zwischen den beiden Deutschländem, noch kein Jahr nach der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990, acht Monate nach der Vertragsunterzeichnung zwischen der Sowjetunion und Deutschland bezüglich des Abzugs der sowjetischen Besatzungstruppen lastet wieder tiefe Sorge auf den Menschen. Die Frage, was mit dem geplanten Truppenabzug passiert, beherrscht die Öffentlichkeit. Noch immer befinden sich 273.000 Sowjet-Soldaten mit Angehörigen auf deutschem Territorium.

Die Ostdeutschen halten wenig von ihren Besatzern; den Sowjets gegenüber ist man mißtrauisch und skeptisch. Sowjetische Garnisonen, die am Sonntag noch einen Tag der offenen Tür durchführten, sind heute verriegelt, die Erklärungen der Offiziere zurückhaltend. Irgendwie spürt man hier, daß die Glasnost-Ära ein Ende gefunden hat. Den Beteuerungen der neuen Machthaber in Moskau, die Reformen Gorbatschows fortsetzen zu wollen, wird in Ostdeutschland kein Glaube geschenkt.

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