Seit 1990 ist die alte historische Grenze zwischen der Ex-DDR und Tschechien total unruhig und unsicher. Einst eine grüne Grenze, die aber von beiden Seiten respektiert wurde, ist sie jetzt leicht und unkompliziert passierbar. Schlepperbanden im tschechischen Hinterland treiben ihr Unwesen, und mancher Kunde, der sich Schleppern anvertraute, wird unmittelbar nach dem Grenzpfahl vom Bundesgrenzschutz gestellt, ohne das Wort „Asyl" je ausgesprochen zu haben. Monatlich werden rund 4.000 illegale Grenzgänger an der böhmisch-sächsischen Grenze gestellt. Die Zahl jener, die durch das Netz
„Im Frühjahr wird gesät, im Herbst geerntet." Diese Bauernregel gilt für Bundeskanzler Kohl seit der Europa-Wahl und den Kommunalwahlen vom 12. Juni als Grundgedanke.
Joachim Reinelt, Bischof von Dresden-Meißen, versicherte im Frühjahr seinen Gläubigen, es gäbe „keine Verräter, nur Versager" in der katholischen Kirche der DDR.
Im Sog des Nationalismus können sich Christdemokraten in Osteuropa nur schwer behaupten. Der Pluralismus macht ihnen ebenso zu schaffen. Ein Dossier über die Schwierigkeit, im ehemals kommunistischen Osten heute Christdemokrat zu sein.
Weltweit ist ein neues Deutschlandbild entstanden. Seit Herbst 1992 ist das Prestige der Bundesrepublik in Frage gestellt, wenn nicht unverzüglich Maßnahmen gegen Rechtsextremismus und zur Bekämpfung der Kriminalität eingeleitet werden
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf die politische Landschaft der neuen Bundesländer Deutschlands die Idee der Gründung einer „Ostpartei". Zwei ehemalige, einander in der letzten Volkskammer vollkommen kontrovers gegenüberstehende Politiker wurden zu Bahnbrechern dieses Vorschlags: der letzte DDR-Innenminister Peter-Michael Diestel und der Chef der Partei des demokratischen Sozialismus (PDS), Gregor Gysi.
Dornenreich ist der Weg der Ostdeutschen zur Bewältigung ihrer gesellschaftlichen Vergangenheit Nachdem im Herbst vorigen Jahres eine Welle des Ausländerhasses Deutschland überflutete, setzte parallel in der CDU eine erste parteiinterne Aktion der „Vergangenheitsbewältigung" ein. Sie wurde in einzelnen Landesverbänden unterschiedlich praktiziert.
In der gesamten Bundesrepublik reißen die Überfälle auf Asylantenheime nicht ab. Im sächsischen Hoyerswerda wurde der Funke des Ausländerhasses gezündet, Beobachter sprechen schon von „Kristallnächten" im neuen Deutschland.
„Regierungen handelt, redet nicht bloß, so wie gegenüber Jugoslawien", das ist gegenwärtig die Stimmung in der ehemal igen DDR nach dem Sturz Gorbatschows. Von der Europäischen Gemeinschaft werden konkrete Schritte erwartet, nicht nur Erklärungen. Mit einem Stop der Entwicklungshilfe, so meinen hier viele, könnten die neuen Hardliner in Moskau zur Vernunft gebracht werden.Mehr als ein Jahr nach Schaffung der Wirtschafts-, Währungsund Sozialunion zwischen den beiden Deutschländem, noch kein Jahr nach der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990, acht Monate nach der
Auch bei den vierten freien Wah-len innerhalb eines Jahres haben die Ostdeutschen - in den Medien der "alten" Bundesrepublik wird das Gebiet der ehemaligen DDR nicht selten "Mitteldeutschland" genannt - überwältigend "dem Westen" beziehungsweise jenen Politikern Vertrauen geschenkt, die dessen Kraft und Werte im Wahlkampf überzeugend repräsentierten. Die prozentuellen Anteile der CDU sowie der SPD liegen in Ost-deutschland auch jetzt bei der Bundestagswahl im Durchschnitts-trend beispielsweise der Kommu-nalwahlen: Die CDU hat 41,8 die SPD 24,3 Prozent der Wählerstimmen (die
Gestern, 3. Oktober, wurden
die Deutschen wieder ein
Volk. Die Freude ist jedoch
getrübt. Denn künftig wird
es im vereinigten Deutsch-
land einen unterentwickel-
ten Teil geben.
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, eine Wäh- rungs-, Wirtschafts- und Sozial- union ist keine hundertprozentige Garantie für ein Wirtschafts- wachstum in der Deutschen De- emokratischen Republik. So emp- fanden dieser Tage viele Besucher eine Ausstellung im Dresdner Rat- haus unter dem Thema „Soziale Markt Wirtschaft bringt Wohlstand " als bitteren Zynismus (siehe auch Seite 6).Jetzt hat sich wirklich Ernüchte- rung in der DDR breit gemacht. Das Sozialprodukt sinkt, ebenfalls die Arbeitsintensität, so mancher DDR-Betrieb stellte seine Produk- tion bereits ein - für ein Land, das
Im DDR-Wahlkampf zeichnet sich ein Kopf an Kopf-Rennen zwischen den Sozialdemokraten und der „Allianz für Deutschland" ab. Das Institut für Jugendfragen sowie das Marktforschungsinstitut, beide Leipzig, haben unabhängig voneinander je 1.200 DDR-Bürger über ihre Parteipräferenzen befragt. Demnach hat die SPD die Aussicht, am kommenden Sonntag von 34 Prozent gewählt zu werden. Die Allianz könnte mit einem Stimmen- anteil von 31 Prozent rechnen. Der PDS, das heißt der umbenannten SED, würden momentan etwa zwölf bis 14 Prozent ihre Stimme geben; im Vergleich zu früheren Umfra- gen