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Spuren der Unbeirrbarkeit

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Wie oft schon ist die Kunst totgesagt worden, und immer wieder ist sie auferstanden. In seinem neuesten Gedichtband „Was mich nicht losläßt“ tritt Piontek für das „überleben eines klassischen Themas“ ein: in der sich verfinsternden Sicht bleibt mir lieb die machtlose Klarheit der Dichtung, ihr philosophisches Licht, mit Worten, die halten, mit denen man sich nicht hinwegstiehlt, die man unterschreibt, in der auf Widerruf gestundeten Zeit.

Hier reicht er Ingeborg Bachmann die Hand, aber auch Kafka von Bek- ket, Goethe und Claudius. Im Schlußgedicht gedenkt er Walthers v. d. Vogelweide, zu dessen Zeit ebenfalls die Kunst totgesagt wurde.

Besinnlichkeit aus meditativer Konzentration, die Stärke sanfter Bedeutung, das Ahnungsvolle, das über die Erde hinausweist, Poesie: ein anderes Bewußtsein, was es mit der Welt auf sich hat, leuchtet auf neue Weise ein.

Der zweite, gleichzeitig erschienene Band „Vorkriegszeit“ enthält ein einziges Gedicht. In ihm geht es um die Gewinnung von Weisheit als einem „Spiegel der göttlichen Kraft“. Durch die Schule der Vorkriegszeiten gegangen sieht er die Zeit: ein leckgewordenes Schiff, das sich zur Seite neigt. Wir leben eigentlich immer in Vorkriegszeiten. Er fürchtet, die Jungen werden ihr Ende noch erleben..

Durch kritische Reflexionen zur Zeit müssen wir zu den Eingängen unseres Innern gelangen, zu der einfachen unverrückbaren waffenlosen Weisheit. Wir haben unsere Konflikte auszutragen, gezeichnet von Hoffnung, wo anscheinend nichts zu hoffen ist: Wo liegt das andere Ufer?

Vielleicht entdecke ich, dem Inwendigen ausgesetzt, in meinem gebrochenen Schweigen, Spuren der Unbeirrbarkeit. Die Liebe gehört dazu: „Keiner, der Liebe in Verse übersetzt läuft Gefahr, den glücklichen Ausgang zu verfehlen.“

WAS MICH NICHT LOSLÄSST. Gedichte von Heinz Piontek. 72 Seiten.

VORKRIEGSZEIT. Ein Gedicht von Heinz Piontek. 64 Seiten.

Beide erschienen im Schneekluth Verlag, München 1981, öS 140,- je Band.

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